Scharfer Sex auf Stäben

So schlimm ist’s nicht – aber wer im Puppetmusical „Avenue Q” auf die puschligen Harmlosigkeiten der Sesamstraße wartet, könnte im Deutschen Theater tiefrote Ohren bekommen
von  Gabriella Lorenz

So schlimm ist’s nicht – aber wer im Puppenmusical „Avenue Q” auf die puschligen Harmlosigkeiten der Sesamstraße wartet, könnte im Deutschen Theater tiefrote Ohren bekommen

Die meisten Bewohner der Avenue Q haben keinen Unterleib – dafür sind einige aber doch erstaunlich scharf auf Sex. Dass sie mit ihren großen Klappmäulern verblüffend den Figuren der Sesam-Straße ähneln, ist kein Zufall. Bobby Lopez und Jeff Marx nahmen Jim Hensons Puppen aus „Sesame Street” und der „Muppet-Show” als Vorbilder für ihr Puppetmusical „Avenue Q”, das ab 2003 am New Yorker Broadway Triumphe feierte. Dem Applaus im Deutschen Theater nach zu urteilen, wird auch Reinhardt Frieses deutschsprachige Inszenierung mit Studenten der Bayerischen Theaterakademie ein Renner.

Keine leichte Übung für die Darsteller: Mit einer Hand müssen sie die Klappmaul-Puppen führen, mit der anderen die Stäbe für deren Arme. Und dabei selbst spielen und lippensynchron singen.
Das 12-köpfige Ensemble bewältigt die Herausforderung bravourös. Die Nachwuchs-Schauspieler schaffen es mit Herzblut, dass der Zuschauer nicht nur auf die skurrilen Filz-Köpfe schaut, sondern auch auf die Sänger.

Die Band (Leitung: Philip Tillotson) sitzt auf dem Dach des schäbigen Reihenhauses, in dem die schrägen Außenseiter mit ihren nicht nur komischen Nöten kämpfen. Der arbeitslose College-Absolvent Princeton (Dustin Smailes) sucht verzweifelt nach seiner Bestimmung, während sich Herzdame Kate (Birgit Reutter) aus Liebeskummer auf ihre geplante Monster(ssori)-Schule konzentriert. Singen können alle fabelhaft, ein eigenes Stimm-Timbre zeigt Julia Klemm als Schlampe Lucy. Frieses Frontal-Inszenierung verzichtet wohltuend auf Show-Glamour und punktet mit viel szenischem Witz.

Deutsches Theater, bis 24. Juni, Dienstag bis Samstag 20 Uhr, Sonntag 19 Uhr, Karten und Information unter Tel.55234444, www.deutsches-theater.de

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