Rohrkrepierer: Die "neue" nackte Kanone

Audio von Carbonatix
Gags! Gags! Gags! Noch heute erstaunt die Feuerkraft der Pointen in "Die nackte Kanone". Fehlschüsse gab es 1988 unter der Leitung des Komödien-Kollekivs ZAZ (David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker) kaum welche. Unvergessen, wie der Schusselcop Frank Drebin alias Leslie Nielsen zwischen die Schenkel von Queen Elisabeth II. rutschte. Oder das immer wieder zuklappende Krankenbett von Detective Nordberg (O. J. Simpson). Ebenfalls grandios: die Running Gags. Man denke nur an das ständige Versagen von Drebin beim Einparken. Wie also einen solchen Slapstick-Evergreen in die Neuzeit wuchten?
Die Lässigkeit und das Pointen-Timing eines Leslie Nielsen fehlen
Den Anfang macht die Besetzung. Eine Überraschung ist Liam Neeson als Nachfolger von Leslie Nielsen. Der irische Charakterdarsteller aus "Schindlers Liste" und spätere Actionstar ("Taken") nimmt seinen Komödien-Job ernst und manövriert sich auch als Ich-Erzähler gewohnt stoisch durch jede Albernheit. Die Lässigkeit und das Pointen-Timing eines Leslie Nielsen geht ihm jedoch ab.
Immerhin stimmt die Chemie mit seinem Co-Star. Die Femme Fatale von einst, Priscilla Presley, wird nun wie schon in ihrem Comebackfilm "The Last Showgirl" gänzlich ungeschminkt von Pamela Anderson verkörpert. In ihrer Rolle als rachsüchtiger Vamp Beth Davenport bringt sie auch die bestenfalls rudimentäre Handlung voran. Sie ist es, die den vermeintlichen Selbstmord ihres Bruders anzweifelt und den Chaotencop Drebin auf die richtige Fährte bringt. Fieser Strippenzieher ist der Tech-Milliardär Richard Crane (Danny Huston), eine wenig originelle Mischung aus Elon Musk und Bond-Bösewicht.
Politisch nichts gewagt

Frank Drebins dilettantische Ermittlungsarbeit parodiert gekonnt das Action-Kino der 90er-Jahre, politische Seitenhiebe vermisst man allerdings. Negativ ins Gewicht fällt auch, dass der fernseherfahrene Regisseur Akiva Schaffer ("Saturday Night Life") zu verkrampft versucht, den Stil des Originals zu kopieren anstatt eigene Wege zu gehen. Running Gag ist nun ein Café-Becher, der Drebin in den unmöglichsten Situationen gereicht wird.
Witze-Qualität eher Schmunzler
Und das Autofahren gerät in einem Tesla ähnlichen Gefährt erneut zum Fiasko. Größe gewinnt die in ihrer Witze-Qualität eher Schmunzler als Brüller liefernde Spoof-Komödie vor allem in der Zweisamkeit von Beth und Frank. Herrlich grotesk verläuft hier ein romantischer Ausflug ins Alpine, mit einem magisch lebendigen Schneemann als weiteren Liebhaber.
Vielleicht sollten Neeson und Anderson mal zur romantischen Komödie umsatteln. Denn ihre wunderbar natürliche Anziehung wirkt nie behauptet und liefert den Beweis, dass auch Ü50-Beziehungen auf der Leinwand knistern können.
Kino: Astor Lounge, Cinemaxx, Gloria, Mathäser, Royal sowie Cinema (OV); R: Akiva Schaffer (USA, 85 Min.)
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