Riesenerfolg mit Händelarien: Vesselina Kasarova im Herkulessaal
Diese Frau hat mehr Testosteron in der Stimme als jeder Countertenor. Vesselina Kasarovas dunkles Timbre lässt jugendliche Liebhaber wie Ariodante oder Ruggiero mit neuer Virilität aufleben. Das passt nicht nur zu den Figuren, es klingt auch einzigartig schön.
"Scherza, infida" singt sie mit einer Innigkeit, die das Publikum zur Stille zwingt. In ehrlicher Trauer lässt sie Ariodante wehklagen. Dabei klingt Kasarovas Vibrato mal mehr, mal weniger an. Aber erinnert das nicht schon wieder an Manierismus? Durchaus. Andererseits ist der Barock das Zeitalter des Manierismus, Kasarova macht also von dem Gesangstil legitimen Gebrauch.
Das Freiburger Barockorchester erweist sich neben der Mezzosopranistin als ebenbürtig. Absolut synchron spielend begleiten sie die Bulgarin hervorragend. In Geminianis Concerto grosso trifft das Orchester den barocken Nerv mit all seiner Verspieltheit.
Zur Zugabe kam das Publikum in den Genuss des ätherischen "Verdi prati" und einer Wiederholung von "Con l`ali di constanza". Hier steigert Kasarova das sowieso schon flotte Tempo und vermag es trotz der Schnelligkeit die Koloraturen sauber von einander zu trennen. Sie bringt all die Lebensfreude, die in so einer Bravourarie steckt, zum explodieren, bis der Funken auch auf das Publikum überspringt. Die Münchner Fangemeinde belohnte mit Standing Ovations.
Sarah Hilgendorff
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