Reif für die grüne Insel

In Dachau öffnet sich ein außergewöhnliches Spektrum irischer Malerei – und man entdeckt einen Bayern, der hierzulande (fast) vergessen ist, in Irland aber in die Musikgeschichte einging
von  Abendzeitung

In Dachau öffnet sich ein außergewöhnliches Spektrum irischer Malerei – und man entdeckt einen Bayern, der hierzulande (fast) vergessen ist, in Irland aber in die Musikgeschichte einging

Gut, einmal im Jahr marschieren die Iren durch die Ludwigstraße. Und mit viel Guinness torkelt sich das Ganze zum launig-grünen Fest der Völkerfreundschaft – zu Ehren des Heiligen Patrick. Dabei ist das Faible der Insulaner gerade für Bayern alt: Irische Wandermönche waren hier bekanntlich auf Missionstour, und nicht wenig blieb hängen. Womöglich auch das „Dia dhuit“, die keltische Version unseres „Grüß Gott“.

Der Rückfluss war nicht ganz so intensiv, dafür – punktuell – von Bedeutung. Aloys Georg Fleischmann wäre ein solcher Fall. Der sagt Ihnen nichts? Trösten Sie sich, uns ging’s ähnlich. In Irland aber war der Mann aus Dachau eine Berühmtheit. Als Musiker, Komponist und Pädagoge hat der 1964 verstorbene Bayer die Musikszene nachhaltig beeinflusst, wurde sogar zu einer Integrationsfigur für die kulturelle Identität der Iren. Zum 120. Geburtstag erinnert man sich nun auch in seiner Heimat an den agilen Musikus, im Bezirksmuseum Dachau ist ihm eine umfassende Ausstellung gewidmet.

Und man erfährt, dass da für hiesige Ohren ein beträchtliches OEuvre zu entdecken ist. Das besteht aus der für die Iren so wichtigen Kirchenmusik. Aus weltlicher Chor- und Instrumentalmusik, aus etwa 100 Kunstliedern und seinem 1905 komponierten Bühnenwerk „Die Nacht der Wunder“. Hans Pfitzner und Carl Orff sind manchmal nicht weit, auch Arnold Bax, der bei den Fleischmanns ein- und ausging, hinterließ freundschaftliche Anregungen. Denn wichtig war immer der Austausch, genauso mit Schriftstellern, Bildhauern und Malern.

Europäische Einflüsse

Auch deshalb ist die Parallel-Schau mit irischer Malerei in der Gemäldegalerie, ein paar Schritte weiter, nur konsequent. Fleischmanns Enkelinnen steuerten nicht nur einen Gutteil aus der fabelhaft bestückten Familien-Sammlung bei, über die beiden Damen wurden auch entscheidende Kontakte zu den städtischen Galerien in Cork und Limerick geknüpft. Und die Iren waren großzügig.

Das Ergebnis gibt jedenfalls einen erstaunlichen Überblick über die irische Malerei zwischen 1870 und 1930. Landschaften waren schwer en vogue, Seestücke, die grünen Wiesen mit ihren geduckten Häusern, Hommagen an Wellen und Wolken (James Humbert Craig, Paul Henry), die ihre Inspiration oft aus England beziehen.

Immer wieder kommt Kontinentales ins Spiel, Französisches vor allem, die Schule von Barbizon etwa, die Impressionisten. Irische Eigenheiten glaubt man dann doch vor allem in den Genre-Szenen auszumachen, in den sehnsüchtigen Gesichtern der Bauern, die den Nachrichten aus Amerika lauschen. Und man begreift besser als in jedem Geschichtsbuch, weshalb so viele Iren das Weite suchten. Obwohl ihre Heimat doch so irre schön ist.

Christa Sigg

Bis 13. März, Gemäldegalerie Dachau: Konrad-Adenauer-Str. 3, Bezirksmuseum: Augsburger Str. 3, Di bis Fr 11 bis 17, Sa, So, Fei 13 bis 17 Uhr, Information: Tel.08131/5675-0, www.dachauer-galerien-museen.de

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.