Reich, schön, bissig
„Die Welle“-Regisseur Dennis Gansel wagt sich mit „Wir sind die Nacht“ an einen deutschen Genrefilm: Bei ihm sind es vier Vampirinnen, die in Berlin ihr blutiges Unwesen treiben
7„Je böser der Mann, desto süßer das Blut“ – Mit solchen Sprüchen machen sich Louise (Nina Hoss), Charlotte (Jennifer Ulrich) und Nora (Anna Fischer) keine Freunde. Aber das ist ihnen auch egal. Denn sie sind Vampire. Und zwar keine der netten Sorte.
Die unsterblichen Luxusdamen nehmen sich, was sie wollen, feiern exzessive Undergroundparties wie in „Blade“, heizen mit ihren aufgemotzten Sportwagen durch Berlin oder gehen nachts auf Power-Shoppingtour.
Knallchargen in den Nebenrollen
Zum diabolisch-pervertierten „Sex and the City“-Quartett fehlt ihnen aber noch die vierte Frau. Und die glaubt Chefbeißerin Louise in Lena (Karoline Herfurth) gefunden zu haben. Die Straßengöre mit der „Du kannst mich mal“-Attitüde einer Lisbeth Salander hausiert mit ihrer asozialen Mutter ganz einsam in einem Hochhausblock. Den richtigen Kick holt sie sich mit Gelegenheitsdiebstählen. Bis sie den Kommissar Tom Serner (Max Riemelt) kennen lernt. Zwischen dem ungleichen Paar funkt es, aber das Glück währt nicht lang. Denn Louise macht Lena mit einem kräftigen Biss zur Vampirin. Plötzlich muss Lena damit fertig werden, dass die Sonne ihre Haut verätzt und der Blutdurst bald unerträglich wird. Aber die größte Gefahr geht von Louise aus, die bereits ein Auge auf Lena geworfen hat, obwohl die ihren Kommissar nicht vergessen kann.
Ein Vampirfilm als weibliche Emanzipationsgeschichte. Das ist neu und wird von Dennis Gansel mit viel Action und durchgestylten Bildern hollywoodreif erzählt. Warum „Wir sind die Nacht“ doch nicht ganz überzeugen kann, liegt vor allem an Knallchargen-Nebendarstellern.
Florian Koch
Regie: Dennis Gansel (D, 100 Min.)
Kino: CinemaxX, Mathäser, Münchner Freiheit, Royal
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