Puccinis "Madame Butterfly" auf der Seebühne

Die Aufführung der Bregenzer Festspiele gewinnt im zweiten Jahr an Expressivität
Wolf-Dieter Peter |
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Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
©anja koehler | andereart.de 4 Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
Anja Koehler andereart.de 4 Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
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Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.
anja koehler andereart.de 4 Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" bei den Bregenzer Festspielen.

Der Wettergott ist ein Bregenzer - durchaus mit Launen. Die letztjährige Seebühnen-Neuinszenierung von Giacomo Puccinis "Madame Butterfly" unterbrach er angesichts all dieses miserablen Männerverhaltens ab der Hälfte durch ein richtig böses Unwetter. Diesmal: Traumabendwetter - und eine überarbeitete Premiere auf schließlich anrührendem Festspielniveau.


Geblieben ist natürlich das riesige, 300 Tonnen schwere Bühnen-Brief-Blatt von Michael Levine. Japan-Papier imitierend fächert es eine fern-östlich gezeichnete Berg-Landschaft, Natur, die Hafeneinfahrt von Nagasaki und vielfache Serpentinenwege auf. Doch Regisseur Andreas Homoki hatte zusammen mit seinem Lichtdesigner Franck Evin neue technische Möglichkeiten.

So gewann die Szene an deutlich abgestuften Stimmungswechseln: Da war das strahlende Leuchten der jungen Braut bei ihrer Ankunft in Licht und Kostümfarben (Antony McDonald) - und dann die Verdunkelung bei der rüden Verstoßung durch Onkel Bonze. Das sonst oft kitsch-gefährdete Blumen-Streuen zur vermeintlichen Rückkehr Pinkertons verwandelte die gesamte gewellte Bühnenschräge zunächst in ein warm-rosa Blumenmeer, bis hinauf in die Berge.

Die sehnsuchtsvolle Nachtwache Butterflys, ihr Schlaf und Erwachen fanden sowohl in der Musik wie in der Ausleuchtung statt. Am tristen Morgen danach lag Butterfly auf einem nebelgrau ernüchternden Boden und die projizierten Blumen rieselten nun wie Tränenströme in das Bodensee-Meer von Nagasaki. Auch die Butterfly von Anfang an begleitenden Geister-Ahnen wirkten nicht wie eine hinzugefügte künstlerische Choreographie, sondern waren nun von Lucy Burge als visuelle Ahnung und Spiegelung fast natürlicher Teil des Handlungsflusses.


Über viele andere Details hinaus hatte Homoki mit allen durchweg guten Solisten, insbesondere aber mit der usbekischen Sopranistin Barno Ismatullaeva weitergearbeitet. Das betrifft ihre mädchenhafte und immer stil-bewusste Annäherung an Pinkerton, das schon die Enttäuschung ahnende Sehnen und dann die rigide Entschlossenheit zur Selbsttötung. Das heißt, mit dem Todesmesser des Vaters selbst "seppuku" zu begehen. Dieser Bogen steigerte sich durchweg in Intensitätshöhen eines auch immer leidenschaftlich glühenderen Soprans. Puccinis Klassiker klang wie neu und war als keineswegs nur historisches Frauenschicksal zu erleben, fesselnd - und ja, zunehmend anrührend.

Kein aufgesetzter Gag am Schluss: Luke Halls Video ließ entsprechend dieser tödlichen Leidenschaft erst den unteren Rand der Bühne, dann den ganzen Bühnen-Brief in Flammen aufgehen - ehe final dann am oberen Ende echtes, alles vernichtendes Feuer loderte und auch die japanischen Schriftzeichen für "Die Liebe stirbt nie" auffraß...

All dem entsprach Enrique Mazzolas Dirigat. Wieder einmal war seine präzise und in der linken Hand ganz differenziert gestufte Zeichengebung via Video zu bewundern. Prompt gab es auch ganz intime Stellen in Puccinis mehrfach sahniger Komposition.

Doch dann feierte Mazzola mit den glänzend disponierten Wiener Symphonikern und der Bregenzer "Open Acoustics"-Mannschaft die immer heftigeren Emotionen: im Cinemascope-Sound tosende wahre Klangräusche, die die große Seebühnen-Kulisse über Wasser und Ufer hinaus ins Überwältigende weiteten. Das ist Opern-Air-Oper at its best - es gab Ovationen für alle Beteiligten - die nach der xten Verbeugung einfach dankbar zurückwinkten. Man hatte schließlich ein eindringliches Kunst-Fest miteinander gefeiert.

Bis 20. August noch 20 Vorstellungen. Karten über www.bregenzerfestspiele.com sowie Telefon 0043- 5574 4076

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