Psychedelisch umspült
„Merryweather Post Pavillion“, das neue Album von Animal Collective
Die Pop-Presse feiert diese Band von den Rändern. Während im Zentrum der großen Maschine längst ästhetischer, aber massenkompatibler Stillstand herrscht, versuchen die in Baltimore County gegründeten Animal Collective seit 1999 das Experiment und Wagnis in ihre Musik zu bringen.
Dabei brechen Animal Collective nicht mit der Tradition. Hier schwingt die psychedlische Szene der Bay Ärea nach, ehe diese zum Hippie-Klischee gerann. Animal Collective schreiben im Kern einfache Songs. Die solideste Basis für den Neuanfang.
Ende der 80er, Anfang der 90er versuchten Noise-Rock-Bands den Pop zu überwinden, indem sie ihn mit Rückkopplungen ihrer Verstärker und verzerrten Zufallsgitarrentönen so beluden, bis er kurz vor dem Zusammenbrechen war. „Bluish“ auf dem Animal-Collective-Album klingt wie ein in den psychedelischen Himmel gekickter Beach-Boys-Song. Die nett swingende Gesangslinie und der Harmoniegesang umspülen Klangwolken, die es unmöglich machen, zwischen Elektronik und akustischen Instrumenten die Linie zu ziehen.
„Merryweather Post Pavillion“ ist die Kunst der ornamentalen Klangverzierung. Mit ihr sind die Songs so dicht und vollständig überzogen, dass ihre eigentliche Struktur nur soweit zu erkennen ist, wie ein mit Muscheln besetzter Schiffsrumpf. Dem Noise-Rock ist das im Kern gar nicht so unähnlich. Damit sind Animal Collective radikaler als Mercury Rev oder gar die Flaming Lips, die zwar den bunten Tonrausch perfektionierten, aber damit nicht an die Belastungsgrenzen gestoßen sind.
Christian Jooß
Die CD erschien bei Domino