ProSieben Sat1 will schrittweise Bezahlformate
UNTERFÖHRING - Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen will sich der TV-Konzern ProSiebenSat1 schrittweise an neue Bezahlformate herantasten.
Zunächst könnten weitere kostenpflichtige Sparten- und Nischenkanäle, beispielsweise für Comedy oder Serien, geschaffen werden, sagte Vorstandschef Thomas Ebeling am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz. Die großen Sender der Gruppe wie ProSieben oder Sat.1 blieben aber zunächst gebührenfrei. „Für die nächsten Jahre ist das zu früh.“ Hier sei es unter anderem aber denkbar, nach und nach bestimmte, bei den Zuschauern beliebte Sendungen vorab ins Netz zu stellen und dafür Gebühren zu verlangen.
ProSiebenSat1 leidet seit Monaten unter der Flaute am Werbemarkt. Trotz Einsparungen in den vergangenen Monaten fuhr die Senderkette (ProSieben, Sat.1, Kabel 1) im dritten Quartal einen Verlust ein. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Unterföhring bei München mitteilte, sank der Umsatz um knapp acht Prozent auf 559,4 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich zwar leicht um knapp zwei Prozent auf 94,4 Millionen Euro, unterm Strich stieg der Verlust allerdings von 10,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 12,7 Millionen Euro.
Zu schaffen machen dem Konzern vor allem zwei Punkte: Zunächst ist dies ein Schuldenberg von mehr als 3,5 Milliarden Euro durch die Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS. Dadurch muss ProSiebenSat1 jährliche Zinsbelastungen von 230 bis 240 Millionen Euro stemmen. Zuletzt war deshalb immer wieder über eine Kapitalerhöhung des Konzerns spekuliert worden, um sich Luft zu verschaffen. Dies sei derzeit aber kein Thema, sagte Finanzchef Axel Salzmann. „Wir schauen uns alle Optionen an. Die Kapitalerhöhung ist eine. Derzeit ist aber keine geplant.“
Zum anderen kämpft das Unternehmen mit dem schwachen Werbemarkt. Die von der Wirtschaftskrise getroffenen Unternehmen buchen weniger Fernseh-Werbezeiten oder sind nicht bereit, dafür so viel zu zahlen wie vor der Krise. Nach einer Erholung sieht es derzeit nicht aus. So bleibt ProSiebenSat1 nur die Suche nach neuen Umsatzquellen, um seine Abhängigkeit vom Werbemarkt zu reduzieren. „Dazu gehören Free-TV, aber auch zusätzliche Pay-TV-Modelle, Video-on-Demand oder mobile Dienste“, sagte Ebeling. Derzeit stammten rund 15 Prozent des Umsatzes nicht aus der Werbung. Bis 2014 sollen es 30 Prozent werden.
Das zweite Rezept sind schlicht Einsparungen. „Eine angemessene Investitionspolitik und konsequente Kostenkontrolle haben auch künftig Priorität“, sagte der ProSiebenSat1-Chef. Bei den Kosten habe der Konzern bereits gute Fortschritte gemacht. In diesem Jahr würden nicht wie ursprünglich geplant 100, sondern rund 200 Millionen Euro gespart. Zwischen Juli und Ende September sanken die operativen Kosten um knapp 10 Prozent auf rund 470 Millionen Euro. Gespart wurde vor allem bei den Herstellungskosten.
Einen Ausblick auf den Rest des Jahres gab Ebeling nach wie vor nicht. „Wenngleich sich zwischenzeitlich Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung mehren, bleibt das wirtschaftliche Umfeld schwierig.“ An der Börse verlor die Aktie von ProSiebenSat1 zwischenzeitlich rund sieben Prozent auf 7,33 Euro. Am Tag davor zuvor war sie in der Hoffnung auf gute Zahlen allerdings um rund 13 Prozent gestiegen. Gegen Mittag lag das Minus bei etwa fünf Prozent.
dpa