Pink in der Olympiahalle: Was für ein Zirkus
Als charismatische Popzirkusdirektorin zeigt Pink auf einer knallbunten, die Sinne fast zwei Stunden berauschenden Jahrmarktbühne mit waghalsigen Trapezeinlagen, rasanten Kleiderwechseln und frivolem Schabernack Entertainerqualitäten.
Roncalli oder Krone sind längst nicht mehr die angesagtesten Münchner Zirkusse. Das „Funhouse“ zieht jetzt die Schaulustigen an. Zwar gibt es in dieser stets ausverkauften Olympiahallen-Manege keine Tierkunststücke zu bestaunen, dafür aber die platinblonde energiegeladene Rockröhre Pink und ihre nicht weniger begabten Musiker-Artisten. Als charismatische Popzirkusdirektorin zeigt sie auf einer knallbunten, die Sinne fast zwei Stunden berauschenden Jahrmarktbühne mit waghalsigen Trapezeinlagen, rasanten Kleiderwechseln und frivolem Schabernack so viel Entertainerqualitäten, dass gar nicht auffällt, dass sich ihr Programm von Darbietung zu Darbietung nur minimal unterscheidet.
Dem Künstlermotto folgend, ja niemanden zu langweilen räkelt sich die 30-jährige US-Amerikanerin lasziv auf einer Couch, fasst sich aufreizend in den Schritt, entblößt ein pinkes Herz auf ihrer Brust oder erzählt launige Bier-Geschichten vom durchzechten letzten Abend.
Musikalisch erzeugt Pink mit ihrer rauchig-kraftvollen Stimme bei der Ballade „I Don’t Believe You“ oder der anachronistischen Bush-Abrechnung „Dear Mr. President“ echte Gänsehaut, nur um Minuten später bei Partyhits wie „Funhouse“ die Sau rauszulassen.
Im Verlauf des spektakulären Showprogramms ehrt Pink auch Bühnenvirtuosen wie Led Zeppelin oder Queen mit gelungenen Coverversionen. Überzeugend auch ihre ironische Popsternchen-Abrechnung „Stupid Girls“, bei der Pink mit einer überdimensionalen Botox-Spritze auf der Bühne herumstakst oder die morbide Stummfilm-Balletteinlage „Sober“.
Pinks größtes Kunststück an diesem Abend ist aber ein simpler Ablenkungstrick: Denn bei all dem Budenzauber verschleiert sie geschickt, dass ihre Stimme manchmal nur vom Band kommt.
Florian Koch