Pharaonen haben Zeit
Unsere neue Adresse heißt Gabelsbergerstraße 35”, sagt Sylvia Schoske überrascht. Dass der Platz vor dem Neubau, den sich die Ägyptische Sammlung mit der Hochschule für Fernsehen und Film teilt, künftig an ihren Absolventen Bernd Eichinger erinnern soll, war ihr neu. Aber sie scheint zu hoffen, dass der Kult für den verstorbenen Produzenten keine pharaonischen Dimensionen annehmen wird und am Beton-Pylon des Museums endet.
Wenn nichts Unvorhersehbares passiert, wird das neue Museum für Ägyptische Kunst im Frühsommer 2013 eröffnet. Der Umzug hat bereits begonnen, aber er dauert: Damit die Exponate nicht Schaden nehmen, müssen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und andere klimatische Bedingungen in aller Ruhe optimiert werden. Die Dauerausstellung an der Hofgartenstraße bleibt deshalb noch bis Januar 2013 geöffnet.
Auch danach wollen die Ägypter in der öffentlichen Wahrnehmung bleiben: Während des Umzugs soll in den alten Räumen eine rekonstruierte Grabkammer gezeigt werden. Bis April ist in der Residenz noch die Ausstellung „Gottes-Bilder” zur Religion im alten Ägypten zu sehen. Sie nimmt die neue, nach Themen gegliederte Aufstellung der Objekte an der Gabelsbergerstraße vorweg. Anschließend bereitet das Museum ab Mai die Feinjustierung seines neuen Konzepts mit einer Sonderausstellung über Hieroglyphen vor.
Die neuen Räume im Kunstareal sind im Februar wieder zugänglich: Anlässlich der „Munich Creative Business Week” werden sie zugunsten der Staatskasse vom 7. bis 12.2. an eine Design-Ausstellung vermietet. Auch bei der „Langen Nacht der Musik” am 28. April und mit einem Auftritt der Performance-Pharaonin Ruth Geiersberger (3. Mai) wird die Gabelsbergerstraße 35 bespielt.
Trotz einiger Schließtage blieb der Besuch stabil: Rund 45000 Besucher kamen vergangenes Jahr. Viele Schulklassen nutzen das museumspädagogische Angebot, rund 150 Kinder haben ihren Geburtstag im Angesicht der Ewigkeit gefeiert.
Nach dem Auszug der alten Ägypter werden die bisher im Eingangsbereich des Herkulessaals aufgestellten Bronze-Wittelsbacher aus dem ehemaligen Thronsaal einziehen. Andere Räume werden von der Residenzverwaltung für Veranstaltungen oder noch prosaischer als Lager für Stühle genutzt werden. Immerhin: Ein Bernd-Eichinger-Museum ist vorerst dort nicht geplant.
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