"Paw Patrol" verliert seine junge Zielgruppe aus den Augen

Eltern von Kindergartenkindern dürften kollektiv aufstöhnen. Denn ein neuer "Paw Patrol"-Kinofilm bedeutet auch wieder neues Plastik-Spielzeug zu überhöhten Preisen. Oder wie es eine Reporter-Figur im nunmehr zweiten Kinofilm fast schon subversiv auf den Punkt bringt: "Pech gehabt, Eltern!"
Fast hätte aber der deutsche Verleih Pech gehabt. Denn das Abenteuer der Fellfreunde wurde von der FSK zunächst erst ab sechs Jahren freigegeben. Die Zielgruppe der "Paw Patrol" definiert sich aber eindeutig als Vorschule, sprich zwischen vier bis sechs Jahren. Was also tun? Die Schere musste her, und nun kommt der Film um, deutlich sichtbar, dramatische Szenen erleichtert ab 0 in die Kinos - was jedoch nicht bedeutet, dass er für die Kleinsten auch geeignet wäre. Das Zielgruppen-Problem leitet sich aus der Vorlage ab. Seit nunmehr zehn Jahren retten die farbig und nach Hunderassen streng unterschiedenen animierten "Fellfreunde" im Team Menschen und Tiere. Die Harmlosigkeit der nicht mal 30 Minuten langen, nach dem Bausatzprinzip schlicht strukturierten Abenteuer taugt durchaus zur Berieselung von Kindergartenkindern. Nicht aber der neue Kinofilm, der in Form und Inhalt eher an Spektakel wie "Armageddon" oder Marvel-Comic-Verfilmungen erinnert.
Bereits beim explosiven Prolog dürfte dem ein oder anderen Kleinkind das Popcorn im Halse steckenbleiben. Für emotionale Entlastung ist aber auch später keine Zeit, wenn der Bösewicht, die verrückte Punker-Wissenschaftlerin Victoria, mit einem Magneten Meteoriten aus dem Weltall anzieht. Der daraus resultierende Einschlag zerstört dann sogar die Zentrale der Paw Patrol.
Mit dem Aufspüren von kristallartigen Artefakten in den Meteoriten verwandelt sich das überdurchschnittlich getrickste Katastrophenszenario rasch in eine Superheldengeschichte. Und wenn sich (fast) das gesamte Paw-Patrol-Team in Superhunde mit Superkräften verwandelt, dürften auch die Kids wieder eingefangen sein.
Ein weiterer Pluspunkt ist in diesem mittleren Abschnitt auch das Bemühen, den oft abseits stehenden weiblichen Figuren Skye und Liberty mehr Persönlichkeit zu verleihen. Während die fiepsige, natürlich in rosa dekorierte, Cockapoohündin Skye ihre traurige Lebensgeschichte als "Kümmerling" ausbreiten darf, gefällt sich Liberty als strenge Lehrmeisterin für die wuscheligen Nachwuchshelden der Junior Patrol.
Wenn aber zum großen Finale Skye verzweifelt im Alleingang gegen Victoria und den korrupten Ex-Bürgermeister Besserwisser antritt und damit den Teamgedanken außer Acht lässt, dürften Kleinkinder angesichts der Drohkulisse überfordert und nachhaltig eingeschüchtert sein. In der Schule gäbe es zu dieser filmischen Entscheidung nur eine mögliche Bewertung: Themaverfehlung!
Kino: Cinemaxx, Mathäser, Leopold, Neues Rex, Royal, Cinema (OV) R: Cal Brunker (USA, 93 Min.)