Patrick Swayze: Der ewige Tänzer ist tot
LOS ANGELES - US-Schauspieler Patrick Swayze hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Er war nicht der begabteste Schauspieler seiner Generation – dafür der verführerischste. Jetzt ist er mit 57 gestorben
In einem seiner letzten Fernsehinterviews zitiert er sich selbst – und fängt fast an zu weinen. Anfang Januar sitzt Patrick Swayze auf dem Sofa von Talk-Ikone Barbara Walters, er sieht müde aus, spricht leise über die Krankheit, über Chemotherapie, über seinen Glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Ob er öfter an „Ghost“ denke, will Walters wissen, seinen Film aus dem Jahr 1990, in dem Swayze einen ermordeten Ehemann spielt, der seiner Frau Molly weiter als Geist erscheint.
Swayze nickt, lächelt. Einen Satz, den könne er nicht vergessen: „Es ist faszinierend, Molly, die Liebe im Innern, die nimmt man mit.“ Seine Augen sind da mit Tränen gefüllt.
In der Nacht zum Dienstag nun ist Patrick Swayze in Los Angeles gestorben. Mit 57 Jahren. Der Schauspieler, der nicht zu den talentiertesten seiner Zunft gehörte, zweifellos aber einer der aufregendsten war, litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs. 2008 wurde die Krankheit festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Swayze bereits aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Mehr als zwanzig Jahre ist es jetzt her, dass Swayze, Sohn einer Tänzerin und eines Rodeo-Reiters, über Nacht zum Fixstern aufsteigt, eine ganze Generation junger Menschen verzaubert: „Dirty Dancing“ kommt 1987 in die Kinos, Swayze spielt einen Tanzlehrer, der weiß, dass Tanzen viel mehr ist als bloß Paarsport. „Ich wollte einen verruchten Zug in seinen Augen“, sagte Produzent Eleanor Bergstein später über die Rolle. Swayze, aufgewachsen im texanischen Houston, ausgebildet an der Ballett-Schule seiner Mutter, war wie geschaffen dafür. Drei Jahre später, in „Ghost“, spielt er wieder den sensiblen, romantisch-sinnlichen Mann, wird der begehrteste Mann Hollywoods, 1991 gar zum „Sexiest Man alive“ gewählt.
Dabei liegt Swayze Glamour fern. Seine Frau Lisa Niemi lernt er mit 19 kennen. Im Juni 1975 heiratet das Paar, teilt eine Leidenschaft fürs Reiten – und leben ansonsten zurückgezogen. Als Swayzes Vater 1982 einen Herzanfall erleidet, beginnt der Sohn zu trinken, raucht drei Schachteln Zigaretten am Tag. Erst nach dem Selbstmord der Schwester 1994 geht Swayze in Therapie. In den letzten Jahren findet man ihn meist auf der Pferdekoppel. Er sei ein „Cowboy“, sagte Swayze gern.
Damals, in den späten Achtzigern, gab es keinen verführerischeren Cowboy als ihn.
Jan Chaberny
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