Parkway Drive: Hardcore deluxe
Die Australier veröffentlichen mit "Deep Blue" ihr neuestes Album in komprmissloser Härte und kompromissloser Güte.
Der Metalcore, er wird schon seit langem tot gesagt. Die Schwemme der Bands, die glaubten, dass ein bisschen Gebrüll, möglichst noch ein Breakdown und vielleicht noch eine Mischung aus Geschrei und Klargesang ausreichen, um sich als neue Musiksensation feiern zu lassen, hat das Genre absaufen lassen. Keine Frage. Doch letztlich ist das Sterben dieser Bands, die schon dem nächsten Fünf-Minuten-Trend hinterherhecheln, nur eine Selbstreinigung, eine Katharsis. Nur die Besten überleben.
Dazu gehören unzweifelhaft die Australier Parkway Drive. Deren neuestes Werk „Deep Blue“ war wohl neben der neuen Scheibe von „As I Lay Dying“ das sehnlichst erwartete Werk dieser Musik-Richtung. Nun, „Deep Blue“, das ist definitiv das Ende der Freundlichkeit, die bei dem monumentalen Vorgänger „Horizons“ noch immer wieder durchschimmerte. Parkway Drive anno 2010 das ist kompromisslose Härte, kompromisslose Güte. Sänger Winston hat seine Bandbreite – in den Grenzen des Hardcore – deutlich erweitert, neben seinem animalischen Geschrei, kann er auch mal keifen, grunzen, und richtig böse daher grooven. Mit Songs wie „Wreckage“ oder dem tollen „Deadweight“ zeigen Parkway Drive ihre enorme Klasse auf, da sitzt jedes Riff, jedes Breakdown. Mit „Sleepwalker“ ist ein weiteres Musik-Perlchen auf den Silberling gebrannt. Das absolute Highlight ist aber sicher das hymnenhafte „Home ist for the heartless“ mit der grandiosen Zeile „If Home is where the heart is, why do I feel so fucking heartless?”
Einziges Manko ist, dass solche Melodie-Kracher wie „Idols and Anchors“ vom Vorgänger-Album „Horizons“ der schieren Gewalt der neuen Songs weichen mussten. So brettert es halt durchgehend brutal aus den Boxen. Aber nur, wer auch der Stille und Melodie seinen Platz gibt, lässt der Härte auch ihr Recht. Denn aus den Gegensätzen entsteht die Dynamik. Aber alles in allem ist „Deep Blue“ bisher das Hardcore-Album des Jahres.
Matthias Kerber
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