Päpstlicher Touristenschreck

Joachim Fuchsberger spielt im ProSieben-Zweiteiler "Der Bibelcode" den Papst. Der 81-Jährige über seine Rolle als Heiliger Vater, Benedikt XVI., überkommene Dogmen der Kirche und das „Weltwunder“ Fernsehen
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Joachim Fuchsberger spielt im ProSieben-Zweiteiler "Der Bibelcode" den Papst. Der 81-Jährige über seine Rolle als Heiliger Vater, Benedikt XVI., überkommene Dogmen der Kirche und das „Weltwunder“ Fernsehen

AZ: Herr Fuchsberger, warum spielen gerade Sie als Agnostiker den Papst?

JOACHIM FUCHSBERGER: Der „Bibelcode“ ist einfach eine Abenteuergeschichte, die, wie ich glaube, dem derzeitigen Publikumsgeschmack entspricht. Unter diesem Aspekt habe ich auch die Rolle des Papstes gesehen. Es geht nicht um eine realistische Auseinandersetzung mit der Historie.

Es war für Sie also gar keine besondere Rolle?

Doch, es ist eine große Verantwortung, den geistlichen Führer einer der größten Religionsgemeinschaften so darzustellen, dass es nicht blasphemisch wird. Wichtig war, dass ich eine fiktive Papstfigur darstelle, keine historisch existierende Persönlichkeit.

Aber äußerlich erinnern Sie sehr an Papst Benedikt XVI.

Ja, und das war im wahrsten Sinne des Wortes erschreckend. Papst Benedikt XVI. und ich sind derselbe Jahrgang, haben beide schneeweißes Haar und sind uns auch figürlich ähnlich. Im Schloss von Graz haben mich Touristen im Kostüm gesehen und sind fürchterlich erschrocken. Die dachten, da käme jetzt wirklich der Papst an.

Würden Sie den Papst gerne einmal treffen?

Ich glaube nicht, dass ich als geouteter Agnostiker – ich mache aus meinem Herzen ja schon lange keine Mördergrube mehr – jemals vom Papst empfangen werde. Aber ich habe höchsten Respekt vor jedem, der gläubig ist.

An was glauben Sie selbst?

Ich lebe, so weit es menschlich machbar ist, nach den zehn Geboten. Aber deshalb muss ich nicht einer Organisation angehören, die noch immer die Ansicht vertritt: Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein. Einige der Dogmen der katholischen Kirche sind heute nicht mehr vermittelbar. Dazu gehören das Zölibat und die Einstellung der Kirche zur Homosexualität.

Kennen Sie die Bibel?

Sie ist das größte und beste Buch aller Zeiten, das unglaubliche Geschichten beinhaltet. Eigentlich wäre sie die beste Vorlage für alles, was man heute produzieren könnte.

Ein Code in der Bibel ist also Quatsch?

Ein Code, mit dem man in der Lage wäre, das Unheil von der Welt abzuwenden, das wär’ schon was. Dass der bis heute zumindest noch nicht gefunden worden ist, zeichnet sich gerade jetzt wieder sehr deutlich ab, wenn man die Nachrichten verfolgt.

Sind Sie zufrieden mit dem heutigen TV-Programm?

Früher war das Fernsehen ein Weltwunder, für jeden ein Fenster in die Welt. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit. Es ist leicht, über das Fernsehen zu schimpfen. Die Menschen müssen sich aber selbst einfach einmal klar machen, was sie wollen: Sport, Information, Klamauk oder Pornografie – alles ist da. Viele zappen durchs Programm und bleiben nirgendwo so lange, um feststellen zu können, ob das überhaupt etwas für sie wäre. Dann fangen sie das Meckern an und das ist Quatsch.

Die TV-Verantwortlichen machen also alles richtig?

Nein, ihr größter Fehler ist, dass sie behaupten, die Zielgruppen zu kennen. Die meisten Entscheidungsträger sind Rechner und interessieren sich nur für die Quote. Und sie sind sehr schnell bereit, dem Publikum die Schuld in die Schuhe zu schieben. Mein Appell an alle Zuschauer: Lasst euch nicht alles in die Augen drücken, sondern sucht euch heraus, was euch gefällt.

Was schauen Sie selbst?

Information und Sport. Ich finde es eine ungeheure Sache – völlig unpolitisch gesehen –, bei den Olympischen Spielen in Peking dabei sein zu können, ohne meinen Hintern aus dem Sessel heben zu müssen.

Gibt es aktuelle Pläne?

Ich werde bald 82. Da macht man keine Pläne mehr, weil man begriffen hat, dass man verplant wird. Ich warte mit großer Freude auf den dritten „Wixxer“. Dazu habe ich einen Vertrag mit dem Klassikradio. Alles hat seine Grenze in den physischen Fähigkeiten. Ich kann eben nicht mehr über Tische und Bänke springen.

Hätten Sie noch einmal Lust auf eine Unterhaltungsshow?

Definitiv nicht. Warum sollte ich mir das antun. Von den Jahren, die mir bleiben, möchte ich ja noch etwas haben. Mit der angeblich vorhandenen Altersweisheit könnte man aber über eine Talkshow nachdenken und diese Überlegung gibt es.

Interview: Angelika Kahl

„Der Bibelcode“ läuft Mo. und Di. um 20.15 Uhr auf ProSieben

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