Oscars können teuer sein
Neubau im Bau, aber was ist mit der Ausstattung? Der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film fehlen 10 Millionen.
Die beste Ausstattung für eine Hochschule sind gute Studenten“, sagt Heiner Stadler. Gestern hat der Abteilungsleiter für Dokumentarfilm die Erstsemestler an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) begrüßt. Im Kinosaal des Giesinger Beton-Charme-Zweckbaus saß eine zukünftige Film-Elite: 40 von 600, die sich beworben hatten. Im Regie-Fach ist das Verhältnis sogar 300 zu 10.
Am 10.10.2010 soll die stolze „Oscarschmiede“ standesgemäß ins Pinakotheken-Areal umziehen. Ex-Finanzminister Kurt Faltlhauser wollte sich mit dem Prestigebau gegenüber der Alten Pinakothek an der Gabelsbergerstraße ein Denkmal setzen. Der Landtag bewilligte die Gelder für den Neubau der staatlichen Hochschule. Auf insgesamt etwa 88,5 Millionen Euro belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten für den Zwitterbau aus Film-Lehranstalt im Osten und neuem Ägyptischen Museum im Westen des Riegels.
Es wird gebaut, aber noch niemand hat an die Ausstattung gedacht
Jetzt aber taucht ein Problem auf: Denn trotz gedeckter Baukosten hat noch niemand über die Ausstattung geredet. „Wir schätzen den Bedarf auf 10 Millionen Euro“, sagt HFF-Präsident Gerhard Fuchs zur AZ: „Eine Filmhochschule ohne Tische, Stühle, Kameras, Kinos, Schnitträume und Projektoren kann man vergessen. Es muss entschieden werden, wer das zahlt. Genau in zwei Jahren ziehen wir um.“ „Ohne rumzunölen, wären neue Kameras wichtig, müssen die drei Kinosäle mit High-Definition-Projektoren ausgestattet sein, und so weiter“, sagt Professor Stadler: „Unser Absolvent muss auf dem Stand der Technik sein.“
Ein Trumpf der HFF ist die enge Bindung an die Bavaria Filmstudios, das Bayerische Fernsehen und die Filmtechnik-Firma Arri, die auch manche Technik sponsern. Aber die grundsätzliche Finanzierung bleibt Staatsaufgabe. Nur stehen weder der neue Wissenschafts- noch der Finanzminister im derzeitigen bayerischen Personal- und Parteienkarussell fest.
Bei seiner Ansprache vor den Erstsemestern hatte Fuchs versprochen: „Wenn Sie am Ende Ihr Diplom in den Händen haben, wollen wir alles getan haben, dass Sie, wenn Sie ins Taxi steigen, das hinten rechts tun, und nicht vorne links.“
Die HFF ist eine Oscar-Schmiede
Aber die Konkurrenz schläft nicht: Allein in Deutschland spielen noch die HFF Potsdam-Babelsberg, die Deutsche Film und Fernsehakademie Berlin sowie die Hochschulen in Ludwigsburg, Hamburg, Köln in der Oberliga mit. „Nur sage ich: Bei uns kann man auch einen Oscar gewinnen!“, meint HFF-Präsident Fuchs. Dafür muss aber auch in Zukunft die Ausstattung der HFF stimmen. Bisher ging es mit dem neuen Jahrtausend Schlag auf Schlag. Florian Gallenberger gewinnt erst den Studenten-, dann 2001 den Kurzfilm-Oscar. 2003 erringt HFF-Absolventin Caroline Link den Oscar für „Nirgendwo in Afrika“, nominiert war sie bereits 1998 mit „Jenseits der Stille“. 2005 kam die Oscar-Nominierung von „Die Geschichte vom weinenden Kamel“ der HFF-Studenten Luigi Falorni und Byambasuren Davaa. Letztes Jahr triumphierte von Donnersmarck mit „Das Leben der Anderen“.
Jetzt wird europäisch gefordert, dass international vergleichbare Bachelor- und Masterstudiengänge an der HFF eingeführt werden: „Ich werde die neuen Minister fragen: Wollt ihr Bachelors oder Oscars für München?“ Und: Wer Oscars will, muss zahlen!
Adrian Prechtel
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