Oper für Hasenfüße

In Stuttgart wird der Vertrag des amtierenden Opernintendanten Albrecht Puhlmann nicht verlängert.
von  Abendzeitung

In Stuttgart wird der Vertrag des amtierenden Opernintendanten Albrecht Puhlmann nicht verlängert.

Die Schwaben sind schon seltsame Leute: Der vom Pech verfolgte Stuttgarter Opernintendant Albrecht Puhlmann bekommt seinen Vertrag nicht verlängert, weil er das von Klaus Zehelein erreichte Ansehen des Theaters nicht halten konnte. Das ist ein eigenwilliges Argument: Puhlmann bot Zehelein light mit durchaus ähnlichen Regiehandschriften, konnte aber kaum an den selbstbewussten Avantgarde-Glamour seines Vorgängers anknüpfen, unter dem die Stuttgarter Staatsoper fünfmal zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt wurde. Puhlmanns Abgang wäre ein normaler Wechsel, käme denn ein neuer Zehelein.

Es kommt aber der effiziente Langweiler Georg Quander. Der steuerte die Berliner Lindenoper durch die Nachwendezeit und wirkt in der heruntergewirtschafteten Musiktheaterdiaspora Köln als Kulturreferent. Hintergrund von Puhlmanns Rauswurf ist sein Machtkampf mit dem von sich recht eingenommenen Generalmusikdirektor Manfred Honeck. Er ist hauptberuflich auch Music Director von Pittsburgh und nebenbei Erster Gastdirigent der Tschechischen Philharmonie Prag. Sein naturgemäß eher sporadisches Einschweben stört die Schwaben nicht. Puhlmanns Schicksal passt wie die hasenfüßige Entscheidung der Salzburger Festspiel-Findungskommission in der Zeit drohender Sparwellen: künstlerisches Risiko könnte ja was kosten.

Robert Braunmüller

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