Nina Eichinger im AZ-Interview: „Manche tun mir leid“

"Deutschland sucht den Superstar“-Jurorin Nina Eichinger im AZ-Interview über peinliche Teilnehmer, „krasse“ Geschichten und warum es „Superstars“ schwer haben.
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"Deutschland sucht den Superstar“-Jurorin Nina Eichinger im AZ-Interview über peinliche Teilnehmer, „krasse“ Geschichten und warum es „Superstars“ schwer haben.

"Deutschland sucht den Superstar“ ist eine der erfolgreichsten und umstrittensten Sendungen im deutschen Fernsehen. Gerade erst wurde bekannt, dass die Produktionsfirma Kandidaten nach intimen Details ausfragt. Im Gespräch verteidigt Jurorin Nina Eichinger die Sendung – zumindest teilweise.

AZ: Frau Eichinger, sind Sie persönlich zufrieden mit den Kandidaten?

NINA EICHINGER: Auf jeden Fall. Auch wenn ich mir persönlich noch ein paar bessere Mädels gewünscht hätte. Es ist jetzt nur noch eine richtige Kämpferin mit dabei.

Stehen Sie komplett hinter dem Konzept der Sendung?

Natürlich gibt es auch Kritikpunkte...

Alle Kandidaten treten vor einer Vorjury auf, dabei werden viele weiter gelassen, die sich nur blamieren können. Ist das ein angemessener Umgang mit Jugendlichen?

Die Vorjurys sind leider notwendig. Wenn man 30000 Leute durchgehen müsste, müsste man sich drei Monate lang jeden Tag Kandidaten anhören – das geht gar nicht.

Aber es werden doch gezielt Kandidaten herausgepickt, die sich blamieren sollen.

Es ist aber auch so, dass ein Schnitt von den Leuten wiedergegeben werden soll, die da hinkommen. Das heißt, dass sie nicht nur die Besten weiterlassen, sondern auch die Schlechtesten und die aus der Mitte.

Wie empfinden Sie selbst Auftritte, bei denen sich Kandidaten lächerlich machen?

Es kommt sehr auf die Person an. Ich muss ganz ehrlich sagen: Früher habe ich gedacht, dass da vieles inszeniert wird. Inzwischen bin ich wirklich baff darüber, wer alles kommt. Es gibt ganz viele gnadenlos hartnäckige Fälle, die sich komplett selbst verleugnen. Bei manchen ist es wirklich so, dass es unangenehm wird und sie einem leid tun. Warum können sich so viele nicht realistisch einschätzen?

Ich habe keine Ahnung. Ich finde das ganz, ganz traurig. Für mich offenbart es in gewisser Weise auch eine soziale Schwäche in unserer Gesellschaft, dass wir Leute hervorbringen, die sich überhaupt nicht einschätzen können.

Ist es moralisch legitim, sie in der Sendung zu zeigen?

Keine Ahnung – ich glaube es gibt Schlimmeres und ich glaube, es gibt wesentlich Besseres. Klar kann man das kritisieren. Andererseits kommen sie ja aus freien Stücken. Inzwischen weiß doch jeder ganz genau, was auf ihn zukommt.

Gibt es nicht einen Unterschied zwischen einem derben Spruch und der Art und Weise, wie Auftritte technisch bearbeitet werden? Man kann natürlich nie einschätzen, wie sehr das jemanden trifft. Das war bei mir auch schon so, dass ich dachte: Wieso haben sie das jetzt so hingedreht? Es gibt manche Situationen, die findet man nicht so gut – das gebe ich zu.

Sie selbst sind von RTL ja teilweise als Sex-Objekt besonders peinlicher Kandidaten dargestellt worden.

Mein Gott, ich weiß, was für eine Art von Sendung es ist. Mich jetzt hinzustellen und mich zu beschweren „Ah, ihr habt mir Herzchen in die Augen gemalt“, fände ich eher lächerlich.

Mit einer kriminellen Vergangenheit oder einem Herzfehler kommt man als Kandidat weiter, oder?

Schauen Sie sich mal den „Checker“ an ( Eichinger meint den Kandidaten Thomas Karaoglan , die Red. ). Der hat keine kriminelle Vergangenheit, der hat keinen Herzfehler – und ist der Liebling der Sendung.

Zumindest hat er ein Image aufgedrückt bekommen.

Er ist jemand, der eine richtig dicke Lippe riskiert. Ich gebe aber zu: Es ist schwierig, wenn man ständig auf dieses Tränendrüsending geht. Wenn jemand auch ohne krasse Geschichte interessant ist, gefällt es mir persönlich besser.

Peter Maffay sagte, es grenze an Sadismus, einen Kandidaten zunächst zum Weinen zu bringen, um ihn dann doch weiter zu lassen.

Ich glaube schon, dass das eine nachvollziehbare Kritik ist. Der Druck ist enorm, die Kandidaten müssen in einer extrem kurzen Zeit wahnsinnig viel leisten. Wenn man sich allein anschaut, wie die zum ersten Mal vor uns standen und wie sie jetzt auf dieser Bühne stehen – das ist eine Riesenentwicklung, die sie durchmachen.

Welche Karrierechance wird denn der Gewinner dieser Staffel aus Ihrer Sicht haben?

Ich weiß es nicht – ich finde es allerdings erstaunlich, dass in England oder Amerika, wo die Herangehensweise dieselbe ist, der Gewinn dieser Sendung sehr viel mehr Anerkennung mit sich bringt. Bei uns in Deutschland ist das eine ganz komische Sache. Man hört nur „Castingshow“ und schon rümpft jeder die Nase. Radiosender spielen die Songs von Castingshow-Teilnehmern nicht besonders gerne – was ich sehr schade finde.

Was hat Ihnen „DSDS“ bislang persönlich gebracht?

Die Popularität nimmt natürlich wahnsinnig zu. Was es mir noch genau bringt, wird die Zukunft zeigen. Einerseits bin ich nun „DSDS“-gebranded, andererseits kann mir das weiterhelfen, weil die Leute mich inzwischen einfach kennen.

Tobias Goltz

RTL, Samstag, 20.15 Uhr

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