"Nido"-Chefredakteur Klotzek: „Wir sind eine Familie, aber nicht gaga“

Hochglanzglück: Der „Stern“-Ableger „Nido“ will ein Heft für moderne Eltern sein. "Neon"-Chefredakteur Timm Klotzek verantwortet die neue Zeitschrift, die weniger Elternratgeber als Lifstyle-Magazin ist
von  Abendzeitung

Hochglanzglück: Der „Stern“-Ableger „Nido“ will ein Heft für moderne Eltern sein. "Neon"-Chefredakteur Timm Klotzek verantwortet die neue Zeitschrift, die weniger Elternratgeber als Lifstyle-Magazin ist

Ins Schneewittchen, einem Café im Glockenbach, hat Timm Klotzek geladen, um das neue Gruner+Jahr-Heft „Nido“ vorzustellen. Passt, mag man denken, denn „Nido“ (italienisch für Nest) richtet sich an Eltern von Kindern bis sechs Jahren. Doch dann erfährt man schnell, passt gar nicht, denn „Neon“- und jetzt auch „Nido“-Chefredakteur Klotzek steht überhaupt nicht auf Märchenkram, Bärchen und Comicgestalten.

Die gibt es im Schneewittchen aber auch genauso wenig wie in „Nido“. „Wir machen Lebensgefühljournalismus für moderne Eltern mit gehobener Bildung und überdurchschnittlichem Einkommen“, sagt der 35-Jährige, der selbst zwei kleine Kinder hat und sich sicher ist: „Man kann beides haben – Kinder und einen offenen Blick auf die Welt. Wir sind eine Familie, aber nicht gaga.“

Mit Lebensgefühljournalismus entwickelte Klotzek „Neon“ zur Erfolgsmarke, sagt er. Damit soll „Nido“ die Leser nun auch in der Medienkrise überzeugen. Die rund 150 Hochglanz-Seiten für 3,90 Euro sollen weniger Elternratgeber sein als Lifestylemagazin, aber auch Nutzwert liefern. Weltreisen mit den Kleinen, Spaß im Bett nach der Schwangerschaft und Beruf trotz Familie: „Kinder zu haben, ist toll.“

Aufwändig sind die Reportagen produziert, die Artikel packen auch mal ein Thema wie Risikolebensversicherungen an. Am Ende des Hefts – nach Ressorts wie Gesellschaft, Reise & Kochen und Mode & Produkte – gibt’s einen Kulturteil gegen das „schlechte Gewissen von Eltern“, die über „Die kleine Raupe Nimmersatt“ nicht hinauskommen.

200000 „Nido“-Exemplare sind gedruckt, 60 bis 70000 will man verkaufen. Bereits 2008 ist allerdings ein Magazin mit ähnlichem Konzept gescheitert. Der Süddeutsche Verlag stellte nach nur einer Ausgabe „Wir“ von „SZ Magazin“-Chef Dominik Wichmann ein. Klotzek will sich über Fehler der Konkurrenz nicht äußern, man kennt sich. Die Anzeigenkunden geben seinem Optimismus aber zumindest recht. 24 voll bezahlte Anzeigen hat die erste Ausgabe – beachtlich in Ze iten der Krisen-„Schockstarre“. Im Oktober kommt das zweite Heft. Klotzeks Wunschvorstellung? „Ein monatlich erscheinendes Heft“.

Angelika Kahl

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