Nicht mehr wegzudenken

„Radikal jung” im Volkstheater geht im April in die achte Runde – zum letzten Mal mit E.ON als Sponsor
Michael Stadler |
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Die Hiobsbotschaft war zu erwarten, aber sie wurde erst jetzt in aller Klarheit überbracht: Der krisengebeutelte Energieversorger E.ON wird nicht nur seinen Standort in München verlassen, sondern sich auch als Förderer des „Radikal jung”-Festivals zurückziehen.

Dass Volkstheater-Chef Christian Stückl sich noch an die Hoffnung klammert, dass von der Düsseldorfer Zentrale Geld fließen könne („vielleicht überlegt’s ihr ja euch das nochmal”), zeugt von seinem Optimismus. Aber dass das Volkstheater zukünftig auf die Finanzspritze seines Noch-Nachbarns in der Brienner Straße verzichten muss, ist nichts anderes als sicher.

Bereits in diesem Jahr hat E.ON das Festival junger Regisseure geringer bezuschusst – der Aufsichtsrat des Volkstheaters ergänzte die fehlende Summe. 300000 Euro koste das Festival, so Stückl. Dass in den nächsten Jahren noch mehr städtisches Geld fließen werde, wollte Kulturreferent Hans-Georg Küppers nicht auschließen: „Wir hätten aber in der Tat noch gerne eine große Firma drin.” An der Bedeutung von „Radikal jung” für München kann es dabei keinen Zweifel geben: Die Auslastung lag im letzten Jahr bei 92,4 Prozent, 4736 Zuschauer sahen zu. Darüber hinaus hat das Festival eine beachtliche Strahlkraft nach außen, öffnet jungen Regisseuren und dem Publikum neue Räume.

Seit dem letzten Jahr lädt die Jury auch bemerkenswerte Nachwuchsleistungen aus dem gesamteuropäischen Raum ein. In diesem Jahr ist unter den acht Inszenierungen, die vom 21. bis 29. April gezeigt werden, eine aus Ungarn und eine aus den Niederlanden. Csaba Polgár arbeitet mit seiner HoppArt Company Budapest die Parallelen zwischen Shakespeares „Coriolanus” und der politischen Schräglage in Ungarn heraus („Korijolánusz” wird im Theater Gut Nederling am Westfriedhof gezeigt, 22.4., 20 Uhr, 23.4., 18 und 21 Uhr). Regisseur Ilay den Boer steht zusammen mit seinem Vater für die Identitätsbefragung „This is my dad” auf der Bühne (27.4., 19.30 Uhr).

Eröffnet wird das Festival mit Antú Romero Nunes Theateradaption des Visconti-Films „Rocco und seine Brüder” (Sa, 21.4., 19.30 Uhr) für das Maxim Gorki Theater Berlin. Ebenfalls aus Berlin kommt „Hate Radio”, in dem sich Milo Rau mit der ruandischen Radiostation RTLM befasst. In originalgetreu nachgebauten Kulissen gehen Überlebende des Genozids auf Sendung und offenbaren den Rassismus des RTLM-Programms (23. und 24.4, 18 und 21 Uhr). Aus Ostdeutschland kommen zwei Inszenierungen: Moritz Schöneckers „Faust” für das Theaterhaus Jena (25.4., 19.30 Uhr) und Jan Gehlers Theatralisierung des famosen Jugendromans „Tschick” für das Staatsschauspiel Dresden (26.4., 19.30 Uhr). Wie in jedem Jahr zeigt das Volkstheater eine Eigenproduktion, dieses Mal Bastian Krafts gewitzten „Felix Krull” (27., 28., 29.4., 20 Uhr, Kleine Bühne).

Mit einer dritten Romanadaption, „Der Große Gatsby” vom Schauspiel Frankfurt unter der Regie von Christopher Rüping (29.4., 19.30 Uhr), und der Verleihung des Publikumspreises endet das Festival. Begleitet wird es wie immer von Publikumsgesprächen und einer Master Class für junge Regisseure. Der Vorverkauf sei schon erfolgreich angelaufen, verkündete Christian Stückl. Ein weiteres Zeichen dafür, dass „Radikal jung” aus München nicht mehr wegzudenken ist.

Volkstheater, 21. bis 29. April, Karten Tel. 523 46 55

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