Neun lustige Fragezeichen
Eichstätter Schüler haben mit ihren „drei ???“-Parodien im Netz riesigen Erfolg. Die Idee dazu hatte der 17-jährige Schüler Valentin Nowak. Auf der Hörspiel Hamburg präsentiert er am 13. Juni sein neuestes Werk.
Bei seiner Oma hat sich Valentin Nowak infiziert. In ihrem Schrank fand der damals Achtjährige die Schallplatte „Der grüne Geist“. Seit dem lassen den 17-jährigen Eichstätter die Abenteuer der „drei???“ nicht mehr los. Heute haben der Realschüler und seine Freunde selbst eine eingefleischte Fangemeinde. Seit drei Jahren machen sie ihre eigenen „drei ???“-Hörspiele – lustige Parodien, die sie im Internet kostenlos anbieten. Und regelmäßig tauchen die Geschichten ganz vorne in den Beliebtheitslisten von iTunes und Co. auf. Am 13. Juni präsentieren sie ihr neues Werk „Final Countdown“ sogar auf Deutschlands größter Hörspielmesse, der Hörspiel 2009 in Hamburg.
Ihr aktueller Fall „Schatten unter Hollywood“ hatte innerhalb von nur drei Monaten mehr als 150000 Downloads. Nach einer Panne bei einer Gemäldeauktion verfolgt ein TV-Team die Detektive auf Schritt und Tritt bei der Suche nach einem Mayaschatz – und wird Zeuge jeder Menge Missgeschicke von Justus Jonas, noch dicker als im Original, Peter Shaw, noch ängstlicher, und Bob Andrews, noch schusseliger. „Da sind einerseits komische Sachen drin, die ich selbst erlebe. Aber auch in den Originalgeschichten gibt es vieles, über das ich mich totlachen kann“, erzählt Nowak. „Manchmal denkt man sich, wenn Justus jetzt noch das gesagt hätte, wär’s noch lustiger. Und dann sagt er es eben einfach in unserem eigenen Hörspiel.“ Der dritte Teil von „Schatten unter Hollywood“ wird Ende Juni rauskommen, „dann, wenn ich mit den Abschlussprüfungen durch bin“.
Neun Jugendliche gehören zum Kern-Team. Ein Eichstätter Keller fungiert als Tonstudio. „Unser Hörspielkeller ist ein wenig improvisiert“, erklärt Nowak. „Für professionelles Dämmmaterial hatten wir kein Geld. Also haben wir ausrangierte Matratzen an die Wände geknallt. Das sieht zwar chaotisch aus, funktioniert aber richtig gut.“
Die Idee zum ersten Hörspiel hatte Nowak vor drei Jahren im Erdkundeunterricht. „Ein Mitschüler wurde ausgefragt und mir war ein bisschen langweilig“, erzählt er der AZ. „Da habe ich einfach drauf los geschrieben.“ Herausgekommen ist das Ein-Seiten-Hörspiel mit dem Titel „WM-Fieber“. Noch am selben Abend hat Nowak die Geschichte mit einem Stimmverzerrer aufgenommen und auf die eigene Homepage gestellt. „Zwischen 30 und 50 Leute haben sich das damals angehört“, sagt er. „Aber dieser erste Versuch war auch noch alles andere als professionell.“
Heute sind Nowaks Comedy-Hörspiele viel länger als die Originale – und erstaunlich professionell. Mit zwei Handmikros für 6,50 Euro haben die Freunde begonnen, sich aus Damenstrümpfen einen „Ploppschutz“ gebastelt, damit man die Atemgeräusche der Sprecher nicht so stark hört. „Geträumt haben wir natürlich immer von einem echten Studiomikro, aber das kostet mehr als 200 Euro“, sagt Nowak. An Ideenlosigkeit leidet der 17-Jährige jedoch nicht. Mit seiner Pfadfinder-Gruppe hat er nach dem Open-Air-Konzert beim Eichstätter Stadtfest den Müll eingesammelt, sich so das Geld für das Profi-Mikro verdient.
Der Kosmos-Verlag und Europa dulden Fanhörspiele – „immerhin ist das auch kostenlose Werbung für die Original-Reihe“, sagt Nowak. Aber Geld darf die Gruppe damit nicht verdienen. Doch genau das ist der nächste Plan: „Diesen Sommer wollen wir ein komplett eigenes Hörspiel aufnehmen, und vielleicht wird das sogar verlegt.“ Die Verhandlungen mit einem Verlag laufen.
Angelika Kahl
Die Downloads gibt’s auf www.tino15.de