Neues "Tatort"-Team in Frankfurt: Diese zwei haben sofort Chemie

Was für ein trister Krimi-Herbst: Im "Tatort“-Kosmos folgt der nächste Abschied: Nach fast zehn Jahren sind in Frankfurt Margarita Broich und Wolfram Koch als Anna Janneke und Paul Brix gegangen. Aber: Die beiden Neuen könnten ein tolles Nachfolge-Team werden.
Das Intro: Der Vorspann zeigt Aufnahmen vom Stadtleben mit der leicht verwaschenen Buntheit der vordigitalen Zeit, dazu Schwarzweiß-Bilder von Tatorten – das stimmt ein auf das, was kommen soll: die Beschäftigung mit dem Damals.
Die erste Szene: Eine Frau öffnet eine Garage, die vollgestopft ist mit allerlei Dingen, die man in Garagen stopft mit den Worten: "Das verkaufen wir mal auf dem Flohmarkt.“ Dann wird die Garage zugemacht und der Krempel vergessen.

Die Frau (Resi-Schauspielerin Anna Drexler) findet zuerst einen ranzigen alten Stofftier-Dino und dann eine Tonne mit - wie wir sogleich erfahren – menschlichen Überresten. Warum sie ihren Entsetzensschrei erst beim Anblick der Überreste ausstößt: rätselhaft. Der Dino ist wirklich hässlich. Und bestimmt eine ziemliche Keimschleuder!

Das Duo: Die Abteilung für Altfälle, heute cooler: Cold Cases, besteht, als Hamza Kulina (Edin Hasanović) als Neuer dazukommt, aus insgesamt zwei Menschen und hat ihr Büro im Keller. Der Ort sagt alles aus über das Ansehen, das die Abteilung im Haus genießt. Die Chefin sagt "Du“, der Neue sagt "Sie“. Die Chefin, das ist Maryam Azadi (Melika Foroutan).
Kulina zählt die vielen Stationen seiner Ausbildung auf, die er schon durchlaufen hat und sagt: "Ich bin ziemlich durch. Ich freue mich jetzt auf Akten, Asservate, Altfälle, einfach ruhige, ehrliche Arbeit.“ Natürlich: Pustekuchen.

Denn sogleich erklärt die Pathologin, auf welch sadistische Art die Leiche zerlegt wurde. Es wird nicht die einzige bleiben. Durch Einspieler von früher wird die Geschichte lebendig, zwei Menschen dabei zu filmen, wie sie immer nur alte Akten durchblättern, füllt ja keinen Abend.
Die beiden sind als Gegensatz-Paar ins Drehbuch (Senad Halilbašić, Stefan Schaller und Erol Yeşilkaya, Regie: Stefan Schaller) geschrieben: Azadi als erfahrene Feingekleidete, Kulina als junger Sweatshirtträger. Die beiden Figuren haben die Biografien ihrer Spieler – Foroukan/Azadi ist gebürtige Iranerin, Hasanović/Kulina Bosnier – und dürfen sich gegenseitig mit deutschen Migranten-Klischees aufziehen. Und man merkt: Die können miteinander arbeiten.
Das weitere Personal: Sandra Schatz (Judith Engel) ist die Vorgesetzte unseres neuen Duos, deren giftiges Lächeln eine Schau ist. Sie hat den armen Jungpolizisten in der Hand, er soll für sie Azadi ausspionieren. Aber als guter Polizist weiß er natürlich, wann und zu wem Loyalität angebracht ist. Andererseits: Irgendwas verbirgt die stille Azadi.

Die schönsten Szenen: Wie Kulina vor der finsteren Polizeichefin seine neue Kollegin verteidigt. Und wie liebevoll er mit seiner trauernden Mutter (Gordana Boban) umgeht.
Was bleibt: Lust auf mehr von diesen beiden. Und der Wunsch, seinen Tee künftig auch aus diesen kleinen Tassen zu trinken - und den von Kulina so gepriesenen Bohneneintopf zu probieren.