Interview

Neues Hörspiel von Tommy Krappweis: Hören ist jetzt das bessere Sehen

Ein Mann für alle Medien: Tommy Krappweis hat jetzt auch noch ein Hörspielstudio. Seine Buchreihe und der Film "Mara und der Feuerbringer" sind jetzt auch zu hören.
Dominik Petzold
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Befragung vor der aktuellen Hörspieleinspielung: Tommy Krappweis mit dem Germanisten Rudolf Simek.
Befragung vor der aktuellen Hörspieleinspielung: Tommy Krappweis mit dem Germanisten Rudolf Simek. © Joerg Ossenbrueggen /Cordesh

Der Münchner Tommy Krappweis ist in vielen Genres tätig: Sein "Mara und der Feuerbringer" erschien zunächst ab 2009 in drei Bänden als Buch. 2013 verfilmte er den Fantasy-Stoff selbst als Regisseur. Und jetzt bringt er den ersten Teil als Hörspiel heraus, mit den Darstellern Lilian Prent, Rufus Beck, Christoph Maria Herbst, Esther Schweins und Heino Ferch.

Produziert wurde es in den Filmstudios seiner Firma bumm film in Otterfing im Süden Münchens. Im AZ-Interview sagt Krappweis auch, wieso dort inzwischen vor allem Hörspiele entstehen.

Tommy Krappweis: Drei Wochentage gehen auf nordische Götter zurück

AZ: Herr Krappweis, Ihre Hauptfigur Mara verschlägt es in die Welt der nordischen Mythologie. Wie sind sie darauf gekommen, sich damit zu beschäftigen?
TOMMY KRAPPWEIS: Der Ausgangspunkt für "Mara und der Feuerbringer" war, dass ProSieben wegen einer Mystery-Serie angefragt hatte. Da bin ich nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen: Die griechische Mythologie fiel wegen "Percy Jackson" weg. Zu Vampiren habe ich nicht so den Draht, Aliens sind eher amerikanisch. Dann bin ich darauf gekommen, dass drei unserer Wochentage nach nordischen Göttern benannt sind. Das ist ein Erinnerungsschatz, den wir alle unterbewusst in uns tragen. Ich habe dann mit dem Germanisten Rudolf Simek zusammengearbeitet, und er hat dafür gesorgt, dass ich nicht ein Jahr, sondern drei Jahre für die Bücher gebraucht habe, weil ich so viel korrigieren musste.

Statt einer Mystery-Serie wurde also ein Buch daraus, und das haben Sie 2015 zum Kino-Fantasyfilm gemacht, was extrem aufwendig ist. War das Hörspiel nun das entspannte Gegenprogramm?
Klar! Überspitzt gesagt ging bei dem Film mehr Zeit für die Diskussionen drauf, warum wir für bestimmte Dinge kein Geld haben, als für die Inszenierung. Es war ein Kampf, die Essenz der Geschichte gegen alle Widerstände zu bewahren. Das Hörspiel produzieren wir komplett selbst, allerdings betreiben wir auch hier einen großen Aufwand, machen zum Beispiel alle Geräusche selbst.

Wie viele Leute arbeiten an einem Hörspiel, wie viele an einem Film?
Beim Hörspiel sind es unter zwanzig, beim Film über hundert.

Krappweis: "Hörspiele haben uns gerettet"

Sie betreiben in Otterfing ein Filmstudio mit Produktionshalle und Green Screen. Trotzdem produzieren Sie inzwischen vor allem Hörspiele.
Uns hätte es in der Pandemie zerbröselt, wenn wir nicht so viele Hörspiele produzieren würden. Wir haben zwanzig Mitarbeiter, und wenn wir in der ersten Lockdown-Zeit gar nichts produziert hätten, wäre es schnell eng geworden. Wir vermieten unsere Räume in der Pandemie auch deutlich weniger. Aber wir können pro Jahr 130 Stunden Hörspiel produzieren. Mein Bruder Nico, mit dem ich die Geschäftsführung teile, hat gleich nach Ausbruch der Pandemie kilometerweise Kabel verlegt und lauter Sprecherkabinen gebaut.

Wozu das?
Bei den meisten Hörspielen kommt ein Sprecher nach dem anderen ins Studio. Aber wir können Hörspiele im Ensemble aufnehmen. Heute waren zum Beispiel Stefan Günther, Pascal Breuer, Dana Geissler und Bastian Pastewka hier, um den nächsten Teil der Serie "Lord Schmetterhemd" aufzunehmen. Alle sitzen pandemiekompatibel in ihren Sprecherkabinen und sehen sich über Tablets.

Inwiefern ist es ein Unterschied, zusammen aufzunehmen?
Es ist wie ein gelesenes Theaterstück. Und man kann als Regisseur darauf achten, dass alles einen guten Fluss hat. Beim Hörspiel kommt es ja besonders auf das Timing an.

Die Kooperation mit Amazon Music läuft gut

Sie haben mit den Hörspielen schon vor der Pandemie begonnen
Amazon Music hat uns 2017 kontaktiert, sie wollten damals mit Audible ein Hörspiel-Programm aufbauen. Ich habe von "Ghostsitter" erzählt, einem Family-Entertainment-Stück. Das hat zum Glück einen Einschlag gemacht, es wurde das erfolgreichste Original-Hörspiel 2017. Von da an haben sie uns immer weitere Jobs gegeben. Es gibt inzwischen zwölf Abenteuer von "Ghostsitter", das aktuelle steht auf Platz fünf aller Audible-Titel.

Wie viele Hörer sind dafür nötig?
Die Streaming-Dienste geben keine Zahlen heraus. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, bei "Ghostsitter" kommen bei Amazon Music und Audible Hörer in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe zusammen.

Hörspiele bieten mehr Freiheit als Bücher

Produzieren Sie auch Hörspiele für andere?
Ja, aber zu 60 bis 70 Prozent produzieren wir unsere eigenen Stoffe. Letztes Jahr zum Beispiel "Kohlrabenschwarz", das war der größte Audible-Hit 2020. Das war ein Genremix, eine Mischung aus Lokalkrimi, Horror, Fantasy, Märchen und Comedy. So etwas würde im Fernsehen nie stattfinden, auf so etwas könnte sich kein Gremium jemals einigen.

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Sind die Genreschubladen beim Hörspiel weniger eng?
Bei Audible kann man zu jedem Hörspiel zwei Genres angeben. Im Buchladen müsste man die Bücher in zwei verschiedene Regale stellen. Und meine Bücher waren in Buchläden tatsächlich immer falsch positioniert - oder gar nicht.

Wenn es mit den Hörspielen so gut läuft: War's das für Sie mit Film und Fernsehen?
Nein. Wir haben jetzt wieder "Bernd das Brot" gedreht und eine Doku über die "Schwabenkinder" gemacht. Vielleicht machen wir nächstes Jahr in unserem Studio aus einem Hörspielstoff auch eine Bewegtbildserie. Aber unser Hauptjob ist jetzt Hörspiel.


Hörspielbox: "Mara und der Feuerbringer" (bei Edel Kids) oder online bei Audible)

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