Neuer "taz"-Chefin ist Blatt nicht links genug
Was die designierte Chefredakteurin der «taz» in ihrer neuen Position vorhabt, klingt nach wenig Lob für ihre Vorgängerin. «Frecher, mutiger» soll das Blatt werden, und Ines Pohl hält die Zeitung offenbar für zu weit nach rechts gerückt.
Die designierte Chefredakteurin der Berliner «tageszeitung» (taz), Ines Pohl, will die Zeitung politisch wieder weiter nach links rücken. «Die 'taz' muss aufpassen, nichts zu verschlafen, und muss deutliche Positionen einnehmen», sagte Pohl dem Magazin «Der Spiegel». «Sie muss dezidierter, frecher, mutiger sein und sich auf ihre Kerntugenden besinnen. Sie muss wieder die Machtfrage stellen.»
Pohl wird Mitte Juli Nachfolgerin der bisherigen Chefredakteurin Bascha Mika. Sie selbst verstehe sich als «linke Feministin», sagte Pohl dem «Spiegel»: «Ich bin mit 42 Jahren bei meiner großen Liebe angekommen. Aber ich will sie wieder weiter links positionieren.» Dafür habe sie bewusst den «Sprung raus aus der gutbezahlten Mainstream-Hängematte» gewagt, sagte Pohl.
Die 42-Jährige war zuvor Berlin-Korrespondentin der zur Mediengruppe Ippen gehörigen «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» (HNA). Um Auflageverlusten gegenzusteuern, setzt Pohl auf die Verbindung zwischen gedruckter «taz» und dem Internet-Auftritt des Blatts. «Da steckt unglaubliches Potenzial, das bisher nicht genutzt wurde», so die Journalisten.
Potenzial im Netz
Ihre Vorgängerin Bascha Mika leitet seit elf Jahren die «taz». Die 55-Jährige sagte, sie habe «schon seit Längerem» daran gedacht, die «taz» zu verlassen. Das Blatt hat eine Auflage von etwa 56.000 Exemplaren, davon 46.000 im Abonnement. Die «taz» war 1978 aus der links-alternativen Bewegung als selbstverwaltetes Projekt gegründet worden. (epd/nz)
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