Nerd Nite: Nerd ist das neue Cool
Mix aus Stammtisch, Lesung und Vortrag mit viel intellektueller Verschrobenheit: Bei der Nerd Nite ist das gar nicht so kleine Bavarese im Dreimühlenviertel bis auf den letzten Platz gefüllt.
Wo gibt’s denn sowas: Da halten drei Typen schrullig-ernsthafte Vorträge über Bollywood, die Weltwirschaftsordnung und die Kulturgeschichte der Nerds – und das gar nicht so kleine Bavarese im Dreimühlenviertel (Ehrengutstraße 15) ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Das Ganze nennt sich Nerd Nite, eine – logisch - aus Amerika kommende Veranstaltung, die in München von dem Web-Aktivisten Patrick Gruban gegründet und von dem Künstler- und Szene-Netzwerk „München851“ angeschoben wurde. Dabei geht es um eine Mischung aus Stammtisch, Lesung und Vortrag, um das Zelebrieren von intellektueller Verschrobenheit bei Bier und Pizza, um Expertise, Austausch und das Gefühl, als schräger Vogel nicht allein zu sein.
So saß und trank man eng an eng, während etwa Georg Zoche die Rolle des Dollars im Weltfinanzschlammassel analysierte, den alten Keynes als Kronzeugen für eine bessere Wirtschaftswelt heranzog und herrlich kompliziert, aber klug so etwas wie eine Vision entwarf. Patrick Gruban selbst hielt dann eine Art Regierungserklärung als Ober-Nerd: „Nerd-Pride – vom Außenseiter zur Pop-Ikone“. Da wurde einem klar: Man darf seltsam, picklig und eigenbrötlerisch sein, aber nicht dumm. Und es werden immer mehr, die gerne viel wissen, aber nicht cool sein wollen. Die Nerd-Gemeinde hörte die Botschaft gern: Nerd ist das neue Cool. Nerds retten irgendwann die Welt. Und heute erst mal den Abend im Dreimühlenviertel.
Michael Grill
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