Nelly Furtado: Stilistische Häutung der Pop-Diva
Nelly Furtado singt auf „Mi Plan“ spanisch und setzt musikalisch keinerlei Akzente
Ein Sprachwechsel kann die Karriere durchaus befeuern. Gloria Estefan erinnerte sich 1993 ihrer kubanischen Wurzeln und spielte mit „Mi Tierra“ ein fantastisches, Salsa-, Son- und Boleroalbum ein, das sich weltweit acht Millionen Mal verkaufte. Nun hat auch Nelly Furtado nach ihrem sehr erfolgreichen, von HipHop-Legende Timbaland produzierten Album „Loose“ eine erneute stilistische Häutung vollzogen: „Mi Plan“ ist das vierte Album der 29-Jährigen und das erste, das sie komplett auf Spanisch eingesungen hat – angeblich, weil ihr die Texte so leichter von der Hand gingen.
Spanische Wurzeln hat die in Kanada als Tochter portugiesischer Einwanderer von den Azoren aufgewachsene Musikerin zwar keine, aber fremd ist ihr der Latino-Pop auch nicht. Mit Juanes sang sie vor drei Jahren das hübsche Duett „Te Busqué“.
Für den kulturellen Sprung hat sich Nelly Furtado prominente Unterstützung ins Studio geholt, beispielsweise die mexikanische Songwriterin Julieta Venegas, den kubanischen Sänger Alex Cuba oder den mythischen Merengue- und Bachata-Meister Juan Luis Guerra. Doch sie alle konnten (oder durften?) dem Album keinen Stempel aufdrücken.
„Mi Plan“ plätschert als gefälliger, aber vor allem mutloser Latino-Pop ohne kompositorische Glanzpunkte vor sich hin. Selbst Schnulzenkönig Guerra wird zur Hintergrundstimme degradiert, immerhin merkt man bei seinem Gastspiel den textlichen Einfluss: „Mit der Haut einer lauen Nacht bedeckst du diese Liebe“ ist doch zwingend poetischer als Furtados Pennäler-Verse („Das Leben soll glücklich sein, ich möchte bei dir bleiben“), die so gar nicht zur überbordenden Romantik der lateinamerikanischen Seele und Musikwelt passen wollen. Volker Isfort
Nelly Furtado: „Mi Plan“
(Universal)
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