Zubin Mehta ist Münchens Herzensdirigent

Die Stadt ehrt den Dirigenten mit der Goldenen Ehrenmünze
von  Robert Braunmüller
Zubin Mehta mit Dieter Reiter.
Zubin Mehta mit Dieter Reiter. © Tobias Hase/mphil

Auf ihn können sich wohl alle Orchestermusikerinnen und -musiker als ihren Lieblingsdirigenten einigen. Dafür braucht man in München nur langjährige Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters oder der Münchner Philharmoniker zu fragen: Alle werden spontan Zubin Mehta nennen, der am Freitag von Dieter Reiter in der Isarphilharmonie mit der Goldenen Ehrenmünze der Stadt München geehrt wurde.

Das ist eine weniger bekannte, eher selten verliehene städtische Auszeichnung knapp unter der Würde der Ehrenbürgerschaft. Oberbürgermeister Dieter Reiter erinnerte bei der Verleihung an die internationale Karriere des 1936 in Bombay geborenen Dirigenten, der von 1998 bis 2006 am Nationaltheater als Generalmusikdirektor wirkte und bis heute immer wieder Konzerte des Bayerischen Staatsorchesters dirigiert.

Zubin Mehta und Lahav Shani, der zukünftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker,. Mehta bekam die Auszeichnung "in Anerkennung seiner außerordentlichen kulturellen Leistungen um die Musikstadt München", wie die Stadt mitteilte.
Zubin Mehta und Lahav Shani, der zukünftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker,. Mehta bekam die Auszeichnung "in Anerkennung seiner außerordentlichen kulturellen Leistungen um die Musikstadt München", wie die Stadt mitteilte. © picture alliance/dpa

Einspringer für Celi

Die noch intensivere Beziehung hat der Dirigent aber wohl doch zu den Münchner Philharmonikern, seit er Mitte der 1990er Jahre mehrmals für den erkrankten Sergiu Celibidache einsprang. Das machte ihn zum "Herzensdirigenten" des Orchesters, wie Alexandra Gruber in ihrer Laudatio sagte. Die Klarinettistin erzählte von einem Gastspiel im Wiener Musikverein, als Mehta kurzfristig Anton Bruckners Symphonie Nr. 4 übernommen habe. Am Ende des letzten Satzes habe alle Beteiligten eine ungeheurere Euphorie ergriffen, die auch Mehta erfasst habe, der sich anschließend nicht mehr dem Publikum zeigen wollte. Er sei dann doch zurückgekehrt, habe um Ruhe gebeten und erklärt, er habe in diesem Moment hinter sich einen Größeren gefühlt und das Konzert dem erkrankten Kollegen gewidmet.

Eine solche Bescheidenheit zeichnet Mehta aus - wie viele Musiker immer wieder gerne bestätigen. Charakteristisch für ihn sei der Satz "Oh, entschuldigen Sie, das war jetzt mein Fehler", den nicht alle Dirigenten (und Dirigentinnen) über die Lippen bekommen. Und weil Mehta alle Musikerinnen und Musiker liebe, könne er aus jedem Einzelnen das Beste herauszuholen - wie zuletzt beim Brahms-Zyklus der Philharmoniker zu hören war, dem sich nun Gastspiele in Spanien und New York anschließen.

Zubin Mehta und Lahav Shani.
Zubin Mehta und Lahav Shani. © Co Merz

"Ich kenne jedes Auge in diesem Orchester"

Gruber erinnerte an weitere gemeinsame Stationen Mehtas mit den Philharmonikern in München und dem Rest der Welt - wie etwa einem spontanen Freiluftkonzert auf der breitesten Straße der Welt, der Avenida 9 de Julio in Buenos Aires nach einem triumphalen Gastspiel im Teatro Colon. Der Geehrte versicherte in seiner Dankesrede, sich nun ganz als Münchner zu fühlen. Dann sprach er über die Kommunikation mit dem Orchester. Sie funktioniere vor alle über Blicke: "Ich versichere Ihnen, ich kenne jedes Auge in diesem Orchester", sagte Mehta zu den Philharmonikern, ehe er zum Abschluss des Festakts selbst die Ouvertüre zur Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss dirigierte.

Lahav Shani (zweite Reihe, rechts), der designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, als Kontrabassist seines künftigen Orchesters.
Lahav Shani (zweite Reihe, rechts), der designierte Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, als Kontrabassist seines künftigen Orchesters. © Tobias Hase / mphil

Der künftige Chef am Kontrabass

Die Kontrabass-Gruppe bekam dabei spontan eine prominente Verstärkung durch Lahav Shani, den künftigen Chefdirigenten der Philharmoniker. Shani wurde früh von Mehta gefördert. Er hat unter seiner Leitung im Israel Philharmonic Orchestra Kontrabass gespielt, das er als Nachfolger Mehtas selbst dirigiert. Auch als Pianist ist Shani unter Mehtas Leitung aufgetreten: mit Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1. Und Mehta hat früher auch selbst Kontrabass gespielt - etwa in einer legendären Aufführung von Schuberts Forellenquinett mit Daniel Barenboim, Izhak Perlman, Pinchas Zukerman und Jacqueline du Pré.

Lahav Shani am Kontrabass
Lahav Shani am Kontrabass © Tobias Hase/mphil

Shani dirigierte beim Festakt energisch und energiegeladen Carl Maria von Webers "Oberon"-Ouvertüre und Maurice Ravels "La Valse". Seine spontane Mitwirkung bei der "Fledermaus"-Ouvertüre zeigt: Der künftige Chefdirigent versteht sich als Musiker unter Musikern. Und das ist die beste Voraussetzung für eine wunderbare Freundschaft, die sich bei Shanis bereits ausverkauftem Debüt bei "Klassik am Odeonsplatz" im Juli vertiefen wird, eher sie sich in der kommenden Saison verfestigt und mit dem Amtsantritt im Herbst 2027 dann verstetigt.

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