Wärme und Kraft
Sogar der bei der Auswahl seiner Solisten eher zurückhaltende Christian Thielemann ließ sich überzeugen. Zusammen mit dem russischen Jungstar und der Sächsischen Staatskapelle musiziert er am 4. September 2014 im Gasteig Beethovens C-Dur-Konzert.
Für sein Münchner Debüt im restlos ausverkauften Herkulessaal hatte sich Daniil Trifonov als Hauptwerke die 24 Préludes op. 28 von Chopin und Schumanns Symphonische Etüden vorgenommen. Was spontan beeindruckte, war die Fähigkeit des 22-Jährigen, scheinbar mühelos einen raumgreifenden, runden und warmen Klang zu erzeugen. Leider weiß er damit (noch) nicht allzu viel anzufangen. In den leisen und zarten Momenten versteckte er sich hinter einem Säuseln, das alle Konturen vernebelte, während dem energischen Furor etwa der Chopin-Préludes b-moll (Nr. 16) oder d-moll (Nr. 24) dank ungebührlich aufgeblähter Kraftakte jegliche Struktur abhanden kam.
Die großen Bögen Robert Schumanns scheinen ihm zu liegen, Aber auch hier grenzte Daniil Trifonov die Vielfalt seiner klanglichen Möglichkeiten immer wieder ein: entweder setzte der Mann aus Nischni Nowgorod an der Wolga überpointierte Stille oder exzentrische Kraft. Zwischentöne Fehlanzeige. So verwunderte es kaum, dass Debussy zu Beginn (aus „Images") am überzeugendsten gelang, wohl auch, weil die Musik kaum Raum für Exaltiertheiten bietet.
CD: Daniil Trifonov: „The Carnegie Recital“ mit Skriabin, Liszt, Chopin, Medtner (DG)