Vladimir Korneev, ein Jacques Brel mit russischer Seele

Er tanzt, mit Matthias Brandt hat er eben erst einen „Polizeiruf“ abgedreht – und singen kann Vladimir Korneev auch noch: Seine Chanson-CD stellt er am Donnerstag im Deutschen Theater vor
Volker Isfort |
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Dieser Münchner hat Starpotenzial: Sein Talent hat Vladimir Korneev schon als Mackie Messer im Akademietheater und in der Musical-Version von „Frühlings Erwachen“ im Deutschen Theater gezeigt. Am Donnerstag präsentiert der gebürtige Georgier gemeinsam mit dem Pianisten Liviu Petcu sein Chanson-Debütalbum „Weitergehn“. Darauf interpretiert er neben der titelgebenden Eigenkomposition unter anderem deutsche Fassungen von „Ne me quitte pas“ und „Amsterdam“ von Jacques Brel, bearbeitet „The Winner Takes It All“ von ABBA zum Chanson – und „die russische Seele ist natürlich auch dabei“, sagt der 26-Jährige.

AZ: Herr Korneev, Ihre Startrampe war das Musical-Studium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding.

VLADIMIR KORNEEV: Ja, und ich finde es furchtbar, dass man sich mittlerweile fast schämen muss für eine Musical-Ausbildung.

Wollen Sie damit andeuten, dass etwa Falckenberg-Schüler auf Sie herabblicken?

Nein, das will ich nicht andeuten, das ist so. Ich meine damit selbstverständlich nicht den einzelnen Studenten. Aber in der Branche gelten wir gemeinhin als die Absolventen, die ja nur die leichte Muse bedienen. Dabei ist es doch das viel schwierigere Fach! Wir müssen singen, tanzen und schauspielern können. Mir kam das sehr entgegen. Und mein Schauspiel habe ich später noch mit privaten Kursen in St. Petersburg intensiviert.

Bevorzugen Sie die Musik vor der Schauspielerei?

Nein, das läuft ziemlich parallel. Ich möchte auch auf nichts verzichten. Ich habe gerade einen „Polizeiruf“ mit Matthias Brandt abgedreht, der bald auf dem Münchner Filmfest Premiere feiert. Und als Chansonnier ist man ja ohnehin beides, Sänger und Schauspieler. Das sind ja gespielte und gesungene Monologe.

Was reizt Sie sonst am Chanson?

Chanson ist verbindlich. Du gehst in ein Chanson-Konzert, um dich berühren zu lassen und musst konzentriert zuhören. Da kann man sich nicht einfach wie vor dem Radio berieseln lassen.

Sie sind ein Newcomer, dessen Debütalbum von BR Klassik gefördert wird. Das ist sehr ungewöhnlich.

Wolfgang Aschenbrenner vom Bayerischen Rundfunk saß in der Jury, als ich beim Bundeswettbewerb Gesang teilnahm. Er hat mich dann gefragt, ob ich ein Konzert im Funkhaus geben könne. Und dann hat BR Klassik mir diese CD ermöglicht. Es sind die Lieblingssongs aus dem Programm, das ich schon seit einiger Zeit mit Liviu Petcu gebe.

Sind Sie musikalisch nostalgisch?

Sehr, ich mag vor allem Tschaikowsky und Rachmaninow, aber ich höre natürlich auch gerne die modernen Chansonniers. Für mich sind Pink oder Adele irgendwie auch Chanson-Sängerinnen.

Haben Sie die auch schon bearbeitet?

Noch nicht, aber ich wollte eigentlich Adeles „Rolling in The Deep“ als Tango versuchen.

Ist die Familie schon musikalisch gewesen?

Mein Opa war sehr musikalisch und hat alle möglichen Instrumente gespielt. Mein Vater hat gerne russische Chansons gehört, ich habe als kleines Kind dabei gesessen und soll dann immer ganz still und aufmerksam gewesen sein – sehr ungewöhnlich, weil ich das sonst als Kind nie war.

Wann begann Ihre Musikausbildung?

Ich habe mit neun Jahren meine Eltern gezwungen, dass ich Klavier spielen darf. Meine Familie war erst zwei Jahre zuvor wegen des Kriegs aus Georgien geflohen und in Augsburg gelandet. Wir hatten wirklich nicht viel Geld. Mein Vater hatte teilweise vier Jobs, auch, um mir den Klavierunterricht zu finanzieren – bei einer russischen Professorin. Ich kann ihm gar nicht dankbar genug sein.

Zielt Ihr Chanson-Programm eher auf ein älteres Publikum?

Nicht unbedingt. Die Jungen verstehen das auch. Ich hatte hier in München mal ein Privatkonzert für eine sehr reiche Frau, und ihr Teeniesohn und seine Kumpels waren auch dabei. Danach kamen die ganz aufgedreht zu mir: „Das war voll krass, Mann!“ Chansons handeln immer von Emotionen, die in uns allen drinstecken.

Vor allem von Schmerz und Leid. Sind Sie dafür mit 26 Jahren reif genug?

Absolut. Lebenserfahrung hängt doch auch mit der Intensität des Lebens zusammen, nicht allein mit der zeitlichen Dauer. Ich jedenfalls kenne auch 40-Jährige, die sind eher auf dem Niveau von 16-Jährigen.

Albumpräsentation von „Weitergehn“ am Donnerstag, 15. Mai, 20 Uhr im Silbersaal des Deutschen Theaters 

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