Viel vergeigt und wieder eingespielt
André Rieu ist wieder obenauf. Der erste Tag des neuen Jahres ist auch der Auftakttag seiner Deutschland-Tournee, die ihn am 17. Januar in die Münchner Olympiahalle führt. Doch der „Walzerkönig“ kennt auch die Schattenseiten seines Berufes. Noch vor wenigen Jahren war er krank und überschuldet.
AZ: Herr Rieu, wie häufig müssen Sie heute noch auf Ihrer Stradivari üben?
ANDRÈ RIEU: Ich habe insgesamt drei Geigen, eine davon eine Stradivari von 1732, ein sehr schönes Instrument, das Antonio Stradivari fünf Jahre vor seinem Tod gebaut hat. Ich übe jeden Tag. Ohne das kann man keine dauerhafte Leistung auf dem Niveau bringen.
Was fasziniert Menschen an klassischer Musik – zum Beispiel an Kollegen wie David Garrett, der eine jüngere Zielgruppe anspricht?
Klassische Musik macht glücklich und ist zeitlos. Bach, Mozart, Beethoven haben Jahrhunderte überdauert. Aber ich muss mal mit einem Mythos aufräumen: Es kommen längst nicht nur ältere Menschen in meine Konzerte. Ich habe fast eine Million Facebook-Fans, viele junge Leute. David Garrett hat seine Ideen auch gegen Widerstände durchgesetzt, was ihn total authentisch macht. Das Publikum spürt, ob du an dem, was du machst, auch selbst Spaß hast.
Vor einiger Zeit waren Sie längere Zeit krank und hatten hohe Schulden. Haben Sie diese Krise berwunden?
Ja. Ich musste 2012 aufgrund einer Viruserkrankung drei Monate pausieren. Ich war überarbeitet, ständig auf Tour. Die Krankheit hat mir mehr Angst gemacht als die Schulden. Bei den Schulden war ich sicher, dass ich sie überwinden würde. Ich habe mein Leben komplett geändert, treibe regelmäßig Sport, mache Krafttraining, ernähre mich gesund und fühle mich sauwohl. Schulden haben viele Menschen.
Was raten Sie, wie kommt man da wieder raus?
Ich war 2009 mit 34 Millionen verschuldet. Mein Studio, meine CDs, meine Stradivari, die Rechte an meinem Namen – alles gehörte der Bank. In meinem Fall sagte sie: „Wir glauben an Dich, spiel' weiter.“ Nach einem Jahr war ich 20 Millionen im Plus. Man darf den Glauben an sich nicht verlieren; man braucht Menschen, die einen unterstützen. Und wenn es überstanden ist, muss man seiner Frau versprechen, sowas nie wieder zu tun!
Sie gehen erneut mit dem Johann-Strauss-Orchester auf Tour. Was wird anders sein als bei der letzten Tournee?
Es ist die erste richtig große Deutschlandtournee seit 2011. Wir spielen die schönsten Melodien der Welt, auf jeden Fall viele Walzer. In diesem Jahr feiern Die Platin Tenors ihr 10-jähriges Jubiläum bei uns. Sie werden einige Arien und Lieder singen, unter anderem „Granada“. Auch drei Sopranistinnen werden dabei sein und mit den Tenören das Trinklied aus „La Traviata“ singen. Es gibt weltberühmte Tangos mit einem argentinischen Bandoneonspieler. Und natürlich den Donauwalzer, bei dem der ganze Saal wieder mittanzen wird.