Und es regnet immer noch
Er ist gekommen, um endlich wieder zu rappen. So hat Max Herre es zu Beginn seiner Karriere getan, zusammen mit „Freundeskreis” in den späten Neunzigern, als der deutsche HipHop zwar nicht mehr in den Kinderschuhen steckte, aber doch ein Gang in noch nicht durchweg abgegraste Gefilde war.
Nach Gras ganz bestimmter Sorte riecht es auch in der ausverkauften Muffathalle, zumindest in Rezensentennähe. Auf der Bühne steht eine waschechte Holz-Radiohütte, aus der Herre lichtumstrahlt tritt und den Titelsong seines dritten Albums „Hallo Welt!” singt, nein, rappt. Die Stimmung, die der HipHop zu erzeugen vermag, ist doch eine andere wie beim gepflegten Singer-Songwriting, an dem sich Herre mit seinem zweiten Album „Ein geschenkter Tag” versuchte.
In der Radiohütte werkelt Samon Kawamura am Laptop und bleibt der Sound-Meister im Hintergrund, während Herre und sieben Gefährten, darunter Soul-Queen Grace und Rapper Afrob, vorne die Show machen. An der Nostalgie der Fans kommt der 39-Jährige natürlich nicht vorbei: Den ersten großen Jubel erntet er mit dem „Freundeskreis”-Hit „Esperanto” und bei „A-N-N-A” dehnt er das Singen mit der Menge zum Gänsehauterlebnis im Refrain-Dauer-Loop aus: „Immer wenn es regnet, muss ich an dich denken...”
Das Alte will einfach nicht aus dem Kopf. Beim Gang zurück an die Wurzeln spielen die neu gewonnenen Erfahrungen hinein, und leider hängt das Konzert in der zweiten Hälfte durch: „Wolke 7”, komponiert mit Phillip Poisel, ist schöner Deutsch-Pop, doch Herre geht zu oft auf Schmusekurs. Ein paar Experimente verzeiht man ihm (der Ausflug ins Falsett bei „DuDuDu” ist live doch sehr dünn), aber letztlich sind die Fans wegen dem HipHop-Max da. Sie wollen tanzen! Das dürfen sie am Ende auch, auch wenn der HipHop hier sehr in der Romantik aufgeht.
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