Tschaikowsky und Truthahnfleisch
Seit Lorin Maazel vor drei Jahren bei den New Yorker Philharmonikern 3,3 Millionen Dollar pro Saison einstrich, hat er den Ruf, der teuerste Dirigent der Welt zu sein. Für die Münchner Philharmoniker wirkt er laut Christian Ude zum Sonderpreis. Überprüfen lässt sich das nicht, weil bei uns im Unterschied zu den USA solche Gagen vertraulich bleiben.
Da Maazel unermüdlich in der Welt herumdirigiert, mag er in einem guten Jahr auf das doppelte oder dreifache Sümmchen kommen. Aber er bleibt ein armer Schlucker gegenüber seinem Kollegen, der ihm 2015 in München nachfolgen wird.
Wenn die Angaben der russischen Forbes-Liste zutreffen, hat unsere kleine Stadt ab 2015 nach dem teuersten Dirigenten der Welt den reichsten aller Kapellmeister auf der Gehaltsliste: Valery Gergiev strich den Angaben zufolge jährlich 16,5 Millionen Dollar ein. Selbst russische Popstars können da nicht mithalten.
Gergiev ist seit 1988 Intendant des St. Petersburger Mariinski-Theaters. Und das wird er weiter bleiben. Der Nordossete hat das Haus in der schwierigen Zeit nach dem Ende der Sowjetunion zur führenden Opern- und Ballettbühne Russlands gemacht. Bis 2015 bleibt er außerdem Chef des London Symphony Orchestra.
Als Dirigent düst Gergiev rastlos in der Welt herum. Laut Forbes wird er zwischen dem 21. Dezember 2012 und dem 29. November 2013 insgesamt 211 Auftritte absolviert haben. Den ihm von Wladimir Putin zum 60. Geburtstag verliehenen Ehrentitel „Held der Arbeit“ hat er sich mit dieser Rekordzahl ehrlich verdient.
Aber kommen mit solchen Auftritten und dem Nebenjob als Chefdirigent des London Symphony Orchestra über 16 Millionen Dollar zusammen? Wer ko, der ko. Aber vielleicht liegt es an der Diversifizierung des Geschäfts: Gergiev ist mit 15 Prozent an der Firma Evrodon beteiligt, dem führenden russischen Produzenten von Truthahnfleisch.