Tina Turner in der Pasinger Fabrik

Eine informative und einfühlsame Schau über den Popstar - und eine Feier zum 84. Geburtstag
Joachim Goetz |
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Am 26. November hat Tina Turner Geburtstag - hier bei einer Feier in den 60ern noch mit Ehemann Ike (re.).
Pasinger Fabrik Am 26. November hat Tina Turner Geburtstag - hier bei einer Feier in den 60ern noch mit Ehemann Ike (re.).

Das Letzte, woran man bei Tina Turner denkt, ist vielleicht Ruhe. Aber in der Pasinger Fabrik ist ein Backstageraum eingerichtet, wie man ihn so vielleicht nicht erwarten würde: In diesem honiggelben und von erdigen Braun-Rot-Tönen charakterisierten Ambiente finden sich ungewöhnliche Sitz- und Ruhemöbel, Buddha-Figuren - und einige wenige andere fernöstliche Accessoires.

Denn wenn man auf der Bühne alles gibt, muss man zuvor Ruhe finden, Kraft schöpfen. Und so kommen wir Tina Turner in dieser Ausstellung auch in diesem Zwischenraum aus privat und öffentlich schon etwas näher, als nur durch die energetischen, explosiven Bühnenauftritte - über die Tina Turners Gaststar Bryan Adams in den 80ern sagte: "The hottest place in the universe" - womit er sicher nicht nur die Scheinwerferhitze meinte.

Protestantisch-freikirchlich wird zum Buddhismus

Herbert Hauke und Didi Zill haben sechs Monate nach dem Tod des Weltstars eine Ausstellung über Tina Turner in der Pasinger Fabrik geschaffen. Sie zeigen - neben Plakaten, Fotos, Plattencovern, Texten, Videos, Zeitungsausschnitten und anderen Eyecatchern - eben auch den Backstageraum der Künstlerinnen Sissi Perlinger und Annette Hempfling.

Tina Turner (1939 - 2023) war in einer afro-protestantisch-christlichen Tradition als Tochter eines Baptisten-Diakons in Tennessee aufgewachsen, aber auch von der mystischen Tradition ihrer Großmutter beeinflusst. Von einer Hellseherin ließ sie sich 1966 vorhersagen, dass sie einmal zu den allergrößten Stars gehören werde. Der entscheidende spirituelle Impuls war jedoch 1973 ihre Hinwendung zur Lotos-Schule des Nichiren-Buddhismus. Dass diese Schule den Gesang als "ultimatives Gesetz oder die Wahrheit des Universums" begriff, deutete sie als Botschaft, die sie annahm. Und so bekannte sie sich in einem Gelübde dazu, "ein musikalischer Bodhisattva der Erde" zu werden - und dabei allerlei Arten von Entbehrungen zu ertragen, um die Botschaft des Sutra zu verbreiten.


Im Buddhismus fand die nach außen so temperamentvoll auftretende und mit erotischen Reizen und Anspielungen um sich werfende Turner nach ihrer krassen Flucht vor Ike Turner - auf der sie sich mit 20 Dollar in der Tasche auch bei einem befreundeten Ehepaar in Stuttgart versteckte - wieder Energie, um sich nach einem Nullpunkt als Solo-Künstlerin neu zu erfinden.

Sie selbst sagte einmal dazu, dass sie durch die Weiterentwicklung ihrer spirituellen buddhistischen Praktiken völlig anders zu denken begonnen hatte - und: "Alles wurde heller." Ihr aufregendes, mit vielen bitteren Zeiten durchsetztes Leben wurde in einer Filmbiografie von Brian Gibson 1993 zusammengefasst. Die Pasinger Fabrik zeigt den Film am Dienstag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr).

Eine rote Rose auf der Bühne wird zum Date

Beim Neustart hatte ihr ab 1979 ihr neuer Manager, der Musikproduzent Roger Davies, geholfen. Nach einiger Zeit der Tingelei in kleineren Locations vor wenigen hundert Zuschauern hatte sie bald auch Gastauftritte bei ganz Großen. Auf der Rolling Stones Tour in den USA trat sie im Vorprogramm auf. .

Unvergessene Teile der Pop-Historie sind ihre Duette mit David Bowie, Bryan Adams, Rod Stewart oder eben Mick Jagger und anderen, oder auch ihr Auftritt als Acid Queen in der Rock-Oper "Tommy" von The Who oder als Star in Mel Gibsons "Mad Max".

Der Ausstellungsmacher und Fotograf Didi Zill beschreibt Tina als zuverlässiges, immer gut gelauntes Modell, das selbst fotografische Experimente wie etwa die gezeigten, zeitlich ziemlich aufwendigen Aufnahmen mit Stroboskop-Blitzen stoisch ertrug.

Herbert Hauke erzählt wie es eine rote Rose, die er mit zarten 18 Jahren seinem Idol auf die Bühne warf, nicht nur auf Tinas nächstes Plattencover schaffte - sondern ihm mit Tina Turner noch einen lustigen Abend bescherte.

Pasinger Fabrik, bis 4. Februar, Di bis So, 17.30 bis 20.30 Uhr.
An diesem Sonntag, 26. November, feiert die Pasinger Fabrik den 84. Geburtstag mit einer Party. Ausstellungsmacher Herbert Hauke erzählt über Tina Turner - und es gibt eine Torte. Ab 18 Uhr. Das gesamte Begleitprogramm unter www.pasinger-fabrik.com

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