Thomas Hegenbrock dirigiert Bach und Händel
Aus der barocken Tupperschüssel: Thomas Hengelbrock und das Balthasar-Neumann-Ensemble servieren ein feines Händel-Soufflé mit Vorspeisen
Händel-Opern können sich ziehen, da hat sich auch der Meister nichts vorgemacht. Wenn’s nämlich doch mal kurz und knackig sein sollte, griff er zur barocken Tupperschüssel und rührte ein Pasticcio – eine Pastete – aus den schmackhaftesten Partien seiner Lang-Menüs zusammen. Thomas Hengelbrock tat’s ihm nach und kreierte mit „Armida e Rinaldo“ ein duftig leichtes Soufflé.
Ein Dreiviertelstündlein dauern diese köstlich pointierten Szenen einer nicht mehr ganz taufrischen Ehe mit einem „Best of“ „Alcina“, „Rodelinda“, „Ariodante“, "Rinaldo" natürlich... Und nach ein bisschen Warmgurren hatte auch Mezzo Kate Lindsey ihr Koloraturenglück gefunden, um Ritter Rinaldo kokett auf Distanz zu halten. Sie drängt’s nach einem Seitensprung, aber Tenor Steve Davislim lässt sich nicht einfach wegzaubern. Charmant, voller Esprit singt er sich ausgesprochen stimmschön im Gigolo-Jäckchen mit Rose und Castagnetten (Händel hätte diese Innovation sofort übernommen) zurück ins Herz der Gattin.
Das funktioniert mit zwei, drei Requisiten, ausgetüftelter Personenregie – und hellwachen Musikern. Hengelbrock animiert, und sein Balthasar-Neumann-Ensemble schraubt sich fix zur Bestform hoch, ob’s um einen Opernmix geht oder üppige Vorspeisen: Bachs vierte Orchestersuite und Telemanns effektvolles, mit Saitenzupfern gespicktes D-Dur-Concerto für drei formidable Trompeten, einen herrlich trockenen Pauker, zwei glimmende Oboen und eine wunderbar selbstbewusste Continuo-Crew.