The Knife: Spaß aus der Dose
Was bedeutet das denn, Live-Konzert? The Knife zogen ihr Ding in der Muffathalle durch
Dass The Knife genau das machen, was man nicht erwartet, das weiß man schon seit ihrer ersten Tournee 2006 mit dem zweiten Album „Silent Shout“. Schon damals trug das schwedische Geschwisterpaar Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer Schnabelmasken und Büffelköpfe, blieb vornehmlich im Dunkeln und schüttelte Geschlechterrollen kräftig durch.
„Shaking the Habitual“ heißt ihr neues Mammutwerk, der Weg geht weiter ins Außergewöhnliche. Ihr Elektro-Pop ist noch dunkler geworden, geht tiefer in den Gothic, den sperrigen Sound. Der Konzertbeginn in der ausverkauften Muffathalle ist jedoch knallig, sportlich. Ein Aerobic-Trainer heizt ein, und schon da macht sich ein Zwiespalt auf zwischen mitreißender Animation und seltsamer Zumutung: Der Trainer ist ein antreibender Spaßdiktator.
Als sieben Musiker in Kutten, darunter Karin und Olof, an ihre Instrumente treten, darunter eine floureszierende Harfe oder ein liegender E-Bass, möchte man meinen, dass sie ihre Songs schon live performen werden. Doch weit gefehlt: Es kommt vieles, vermutlich alles vom Band, was einem deutlich vor Augen geführt wird.
Da tanzen sie ohne Instrumente eine launige Choreographie, zum Beginn von „Full of Fire“ verharren sie minutelang in ihren Kutten stumm am Fleck. Wir stehen, ihr tanzt. Wobei die Techno-Ambitionen von Olof Dreijer sich eindeutig durchsetzen.
Insgesamt ist das wohl ein Stück Konzeptkunst, das man erleben darf. The Knife verweigern sich allen Konventionen. Aber wünscht man sich nicht den Live-Music-Act? Die Präsenz der Künstler reicht aus, erzählen uns The Knife, der Tanz, die Animation. Wer da nicht mitgehen will, hat eben Pech gehabt.
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