Steinmeier würdigt Münchner Philharmoniker: Spontanes Konzert in Berlin nach Gent-Absage

Der aus Israel stammende künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Lahav Shani, wurde am Montagmittag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. Das teilte das Bundespräsidialamt mit. Am Abend gastierte Shani mit seinem Orchester beim Musikfest im Konzerthaus.
Die spontane Einladung für ein Konzert in Berlin war die Reaktion auf die Ausladung der Münchner Musiker mit ihrem Dirigenten in Belgien. Das Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzerts damit begründet, dass Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra sei. Der in Tel Aviv geborene Musiker grenze sich nicht eindeutig genug von der israelischen Regierung ab, teilte das Festival mit.
Die Ausladung des Dirigenten ist in Deutschland scharf kritisiert worden. Dem belgischen Festival wurde Antisemitismus vorgeworfen.

Am Samstag hatte der belgische Ministerpräsident Bart De Wever das Konzert der Münchner Philharmoniker in Essen besucht. Er bezeichnete in einer Ansprache vor der Anspielprobe die Ausladung als „Schande“. De Wever postete anschließend auf der Plattform X ein Foto, das ihn mit dem Dirigenten zeigt. Zugleich distanzierte er sich in dem Posting vom harten Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza.
Die Tournee geht weiter, der Streit ebenfalls
Nach dem Konzert in Berlin werden die Münchner Philharmoniker in der Philharmonie von Luxemburg auftreten. Dort wurde mit Blick auf die Absage des Konzerts in Gent Kritik an einem Gastspiel Shanis mit dem Israel Philharmonic Orchestra laut, das für den 9. November vorgesehen ist, dem Jahrestag der antisemitischen Novemberpogrome von 1938.

Ein Künstlerkollektiv mit dem Namen „Richtung 22“ kritisiert, dass dieses Gastspiel eine Normalität vortäusche, die angesichts der Gewalt in Gaza verlogen sei. Die Aktivisten gestehen aber gleichzeitig ein, dass das Israel Philharmonic Orchestra nur zu einem geringen Teil vom israelischen Staat finanziert werde. Es habe aber zuletzt mit dem Orchester der israelischen Armee Konzerte gegeben und an Projekten wie der weltweiten Aktion „Global Hatikvah“ teilgenommen, die „Richtung22“ als Soft-Power-Propaganda wertet.
Luxemburgs Kulturminister Eric Thill wies, ebenso wie die Philharmonie Luxemburg, die Kritik zurück. Es handle „ein reines Musikereignis, präsentiert in einem ausschließlich künstlerischen Rahmen“.