So war das Konzert von Sido - die AZ-Kritik
Ziemlich nervös wirkt sie, die Verena. Aber ihrem Schatz hat sie auch etwas wirklich wichtiges zu sagen – und das im ausverkauften Kesselhaus voller grölender und pfeifender Kids. Und dann lässt sich ihr Thomas auch noch lange bitten, bis er endlich den Weg zur Bühne findet. Doch plötzlich geht alles ganz schnell und er gibt ihr unter viel Applaus sein „Jawort“.
Nur der Zeremonienmeister hat jetzt noch etwas hinzuzufügen, immerhin ist es ja auch sein Abend. Zum Entspannen soll das glückliche Paar noch unbedingt in den Backstage-Bereich. Dort gäbe es ja auch reichlich Alkohol.
Auf den Namen Sido hört dieser trinkfreudige Trauzeuge. Und das mag dann doch verwundern. Denn war der Rapper nicht dieser gefährliche Berliner Totenkopfmaskenträger, der mit seinen drogen- und gewaltverherrlichenden Aggro-Texten auf dem Index landete?
Oh ja. Aber Sido alias Paul Würdig trägt statt Maske längst Sonnenbrille und Vollbart und inszeniert sich bereits im Intro-Video als spießiger Holzhacker vom Land, der an der Seite der Moderatorin Charlotte Engelhardt sein Familienglück gefunden hat.
Zwischenspiel mit den Borussen
So besteht sein neues Nummer-1-Album „30-11-80“ hauptsächlich aus moralinsauren „Ich führ dich auf den rechten Weg“-Texten. Und auch live inszeniert sich Sido über zwei Stunden lang - unterstützt vom Co-Rapper Bass Sultan Hengzt, Softiesänger Mark Forster und versierter Band – meist als gefühliger Küchentischpsychologe, der auch auf plumpe Effekte wie ein projiziertes pochendes Herz nicht verzichten will.
Doch Sido, der Schauspieler, der Sprücheklopfer, kann auch anders. Anarchisch sein wie bei seinem Helge-Schneider-Duett („Arbeit“), überraschen, wenn er sich beim Rap-Medley sogar ans Klavier setzt, provozieren, wenn er vor „Hol doch die Polizei“ nach Zivilfahndern Ausschau hält oder enthemmt die Krawall-Vergangenheit beschwören, wenn er „Mein Block“ auflegt. Sidos unterhaltsames Wechselspiel zwischen sanft und hart geht nur bei „Bilder im Kopf“ schief. Zwischen den hochgeladenen Zuschauerfotos blitzt nämlich ein Logo von Borussia Dortmund auf – worauf Bayern-Fans gleich mit Schmähgesängen reagieren und auch von ihrem „schlechten Vorbild“ Sido kaum beruhigt werden können.
Erst der berüchtigte „Arschficksong“ bringt dann alle wieder auf Sido-Linie. In der Not sind auch Rappern alle Mittel recht.
Für das nächste Sido-Konzert am 19.1. 2015 im Zenith hat der Vorverkauf schon begonnen. Karten unter Telefon 54 81 81 81
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