So ist die neue Platte der Independent-Band The Nowtwist
„Close to the Glass“: Die neue CD der bayerischen Independent-Band The Notwist
Die Weilheimer leben in ihrer eigenen Welt. Nun, nicht ganz: Diese Welt des melancholischen Elektro-Rocks teilen sie mit den Briten von Radiohead, zahllosen Nachahmern aus Bayern und der ganzen Welt sowie einer fanatischen Fanbase, die geduldig sechs Jahre auf „Close to the Glass“ gewartet hat.
The Notwist sind mit Alben wie „Shrink“ und „Neon Golden“ zu den unangefochtenen Helden ihres ganz eigenen, diffusen Stils geworden. Verkopfter Studentenrock, schräge Klangexperimente – und ziemlich unnahbare Kreativität. Trifft alles irgendwie zu. Auf ihrem letzten Album, „The Devil, You + Me“, gab sich die Band betont, ja fast trotzig eingängig. Das neue Album „Close to the Glass“ geht wieder mehr in Richtung des Bandklassikers „Neon Golden“ von 2002.
Zurück ist das schrullige elektronische Gezirpe und Geknirsche, das so fasziniert und irritiert. Die Songs dauern manchmal unter einer Minute und wirken rätselhaft wie ihre Titel: „The Fifth Quarter of the Globe“. Oder fast neun Minuten, die aber harmonisch im Albumkontext aufgehen. Alles scheint spontan, präsent, organisch. Auch ein, zwei fast radiotaugliche Hits hat die Band nicht vergessen. Das ist kein Prog Rock vom Reißbrett, sondern verschroben und eigenwillig, dann wieder tanzbar und fast provokant mit dem flachsten Pop flirtend.
Diese Band ist trotz ihrer musikalischen Grübeleien mit einem grandiosen Selbstbewusstsein gesegnet. Solche Musik spielen die Weilheimer, weil sie es einfach können. Wer will, versteht das sich anscheinend selbstständig machende Klingelton-Keyboard, mit dem das Album einsetzt, als eigenen Song im Song, der irgendwie nebenher läuft. Oder auch nicht. Der Gesang von Frontmann Markus Acher scheint dazu nicht einzusetzen, weil er muss, weil ihn eine Struktur dazu zwingen würde, sondern einfach, weil er es kann. Es könnte auch schlicht das Keyboard von Martin Gretschmann weiter so völlig der Welt enthoben knarzen und fiepen bis in alle Ewigkeit. Oder jederzeit damit aufhören.
So natürlich wirkt das Album, als hätten diese Band nicht nur die elektronische Musik von einem fernen Planeten gerade erst auf die Erde gebracht, sondern auch noch just den Indie Rock dazu erfunden. Haben sie nicht. Aber das stört nicht. Auch Altes klingt hier wie neu. Was andere Bands hart erkämpfen, diese Jungs scheinen es aus dem Ärmel zu schütteln. Wo sich Radiohead auf ihrem letzten Album „The King of Limbs“ noch bemühten, nicht im elektronischen Märchenwald verloren zu gehen, erheben The Notwist die Spontaneität des Moments zum souveränen Prinzip.
The Notwist: „Close to the Glass“ (CD, LP, cityslang). <QA0>
Live am 13. 4. im Circus Krone[/INFO_KURSIV][/INI_3]
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