So ist das neue Album von Justin Timberlake
Nach sieben Jahren Veröffentlichungspause erscheint Justin Timberlakes neues Album „The 20/20 Experience“.
Wenn man mit 25 Jahren Mädchen zum Schwärmen und Jungs zum Tanzen bringt, ist das ungewöhnlich. Wenn man dann die Seiten wechselt, um sich als Charakterdarsteller zu beweisen, ist das riskant. Und wenn man nach sieben Jahren ein „Comeback“ als Musiker ganz ohne Interviewmarathon wagt? Ist das nicht einfach nur wahnsinnig?
Nun, Justin Timberlake gilt als begeisterter Pokerspieler, und vor der Veröffentlichung seines heute erscheinenden Albums „The 20/20 Experience“ wollte er einfach nicht alle Song-Karten auf den Tisch legen. Dieses Selbstbewusstsein konnte sich der heute 32-jährige Popstar leisten, denn er wusste um seine starke Sound-Hand.
Wieder ist es Starproduzent Timbaland, auf dessen goldenes Grammy-Händchen sich Timberlake verlässt. Bereits der Einstieg „Pusher Love Girl“ trägt unverkennbar Timbos Handschrift. Nach einem getragenen Streicher-Intro brechen seine markant-verschleppten elektronischen Drums durch, während Timberlake im ebenso unverwechselbaren Falsett frech mit Drogen-Assoziationen kokettiert.
Treu bleibt sich Timberlake auch bei der Songstruktur. Der schlanke Ex-Boygroup-Sänger mit dem selbstironischen Unschuldsblick verweigert sich weiterhin der Radio-Mainstreamtauglichkeit. Nahezu jeder Titel übertrifft die Sechs-Minuten-Marke, weist Brüche und Tempowechsel auf.
Nicht alle Songs benötigen aber diese (Über)Länge. So wirkt die jaulende E-Gitarre auf dem überproduzierten Liebe-im-Weltraum-Gestöhne „Spaceship Coupe“ fehl am Platz. Andere Stücke aber, wie die vielschichtig-treibende-Discoschieber-Nummer „Don’t Hold The Wall“, entfalten gerade in dieser minutenlang durchgehaltenen Rhythmik ihren Reiz.
Im Unterschied zu seinem letzten Album „Futuresex/Lovesounds“ versucht sich JT wie in „Suit & Tie“ jetzt auch an einer Art Retro-Soul. Dem der Sänger auch optisch mit Anzug und Fliege gerecht wird. Das wird sicher nicht allen Fans schmecken, aber Timberlake ist nun einmal das, was er in seinem nächsten Film „Runner, Runner“ spielt: ein Zocker.
Justin Timberlake: „The 20/20 Experience“ (Sony Music)
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