Sex, Schnaps und Spaß: Der hocherotische Auftritt von Wanda

Vom Lecken und Lieben: Wanda waren im ausverkauften Zenith.
Michael Stadler |
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Wanda-Sänger Michael Marco Fitzthum.
Universal Music Wanda-Sänger Michael Marco Fitzthum.

Die Liebe zur Gitarre kann weit gehen. Aber bei einer Band wie Wanda führt sie noch ein Stückchen weiter, weiter als es sich ein Instrumentenbauer je erträumt haben wird. Da legt sich Frontmann Michael Marco Fitzthum während des Konzerts im ausverkauften Zenith eine Gitarre auf dem Buckel einer Bühnenhilfskraft zurecht, beugt sich, um die Saiten über dem Schallloch ausgiebig abzulecken.

Die vier anderen ergeben sich derweil in eine Instrumentaleinlage, machen aus "Ich will Schnaps" einen süffigen Ausflug in den psychedelischen Rausch. Fitzthums Zunge rotiert, womit die übliche Gitarrenassoziation weg vom Phallischen hin zum Cunnilingus geht – Experten in Gender Studies könnten das interessant finden. Fitzthum ergreift das Instrument, Vorspiel vorbei, und stößt mit dem Becken heftig zu. Geht dann bumsfidel zum Mikro, stöhnt sich einen. Und alle haben ihren Orgasmus.

Aus allen Poren Sinnlichkeit

Um "Amore" geht es Wanda vor allem, nicht nur in ihrem einprägsamsten Hit "Bologna". Fitzthum wiederholt das Wort so oft, singt es mehrfach gemeinsam mit den Fans, "A-mo-räääää", dass es sich umso mehr als Markenzeichen einprägt. "Liebe" klingt einfach zu trocken; im Italienischen hat sie, zumindest für das deutsche Ohr, einen sinnlicheren Klang, Sex inklusive. Der trieft den Österreichern aus allen Poren. Fitzthum singt so lauthals, dass es herzlich und dreckig zugleich klingt. Was für eine Überraschung wäre es, wenn er die Lautstärke einmal ins Feine herunterschrauben würde.

Auf sein Herz pocht er immer wieder, seine Lederjacke wie immer auf dem gespannten Körper, aber er zieht sie nicht aus. Wieviel Schweiß wird in diese Jacke schon gegangen sein, wie oft wird Fitzthum schon ins Publikum gedived sein, wie oft wird er mit angezündeter Fluppe auf die Bühne gekommen sein, wie oft sich auf den Boden gelegt, geworfen haben. Das Arsenal der Rampensau hat er tief im Blut, damit lässt sich, im Akkord mit dem druckvollen Rock’n’Roll seiner vier unermüdlich guten Begleiter, ein Publikum enthemmen, das sonst im bürgerlich-bohemischen Trott eingespannt ist.

Klein angefangen

Zur reinen Pose sind Fitzthums Gesten noch nicht geronnen, man nimmt ihm die Begeisterung ab. Jetzt, am Samstag wird er immerhin schon 30. Die Band gibt es erst seit 2012, kaum zu glauben. Vor 300 Leuten haben sie zuerst gespielt, erinnert Fitzthum sich und meint damit ein Konzert in der Milla.

Einen Tag vor dem Konzert im Zenith mussten Wanda einen Auftritt in Mannheim nach 30 Minuten abbrechen, weil Fitzthum gleich zweimal übers Mikro einen Stromschlag verpasst bekam und, ausnahmsweise unabsichtlich, zu Boden ging. "Ich habe heute ein bisschen einen Hirnschaden", verkündet er den Fans gegen Ende. Der Mann ist eh unter Strom.

Das heiße Gefühl

Das Programm lief dabei nicht viel anders ab wie bei den vorherigen Konzerten, aber das Material aus zwei Alben reicht für knapp 90 Minuten aus: Vom Einstieg mit "Luzia" über "Meine beiden Schwestern" bis zu "1,2,3,4" kann sich Fitzthum auf die Textkenntnis der Fans verlassen, dirigiert das Mitsingen, schüttelt ab und zu seinen Kopf als Zeichen, das er weiterhin über den Erfolg staunt.

Dieser Wandalismus in der Masse, dieses heiße Gefühl, das sogar Luft nach oben ist, weil ja manche in Sachen Austropop noch unbeleckt sind.

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