Schön? Nein, wahr!
Andächtige Stille im ausverkauften Circus Krone. Alles lauscht dem Singer/Songwriter Kris Kristofferson, der Folkrock-Country-Legende aus Texas. Dabei ist es gar nicht so spektakulär, was er bietet: Gesang, akustische Gitarre und ab und an ein paar Klänge aus einer Mundharmonika.
Da steht Kristofferson ganz alleine auf der Bühne, mit vollen grauen Haaren, gestutztem Vollbart, knittrig schwarzen Jeans, ungebügeltem Westernhemd und einem schelmischen Grinsen, in dem man immer noch diese betörende Mischung aus jugendlich rebellischen Zügen und tiefer Melancholie wiederfinden kann.
Niemand darf enttäuscht sein, wenn der heute 77-jährige Kristofferson weder ein großer Sänger noch ein begnadeter Gitarrist ist. Und wenn seine basslastige Stimme mit dem verführerischen Timbre heute ab und zu unsicher wird, und wenn er sich hin und wieder an der Gitarre verspielt, so ist das kein Weltuntergang. Die Fans verzeihen ihm sogar ein paar Textunsicherheiten, oder wenn er sich mal in der falschen Strophe verliert. Zumal er seine Fehler stets sehr charmant wieder auffängt.
Bei all seinen Klassikern geht es nämlich um die Poesie, ob sie jetzt „Help Me Make It Throught The Night” oder „Here Comes The Rainbow Again” heißen; und die Songs aus seinem neuen Album „Feeling Mortal” passen ebenso in dieses Muster.
So gibt es immer wieder Szenenapplaus für Textzeilen, die von den Fans besonders geschätzt werden. Wie für „Freedom is just another word for nothing left to lose” aus „Me And Bobby McGhee” für Janis Joplin oder „Sunday Morning Coming Down”, sein Hit für Johnny Cash.
Kris Kristofferson bemüht sich nicht um schöne Musik. Er bleibt so rau und ungeschliffen, wie er eben schon immer war. Aber er hat halt was zu sagen.