Schiller und sein neues Album "Future" - die AZ-Kritik

Trance-Pop, Entspannungsmelodien und Club-Beats – drei Stile, die nicht zusammengepasst haben. Bis vor 18 Jahren Christopher von Deylen kam und daraus ein neues Genre mixte. Das Musikprojekt Schiller entstand und begeistert bis heute seine Zuhörer mit einzigartigen Sounds. Heute ist von Deylen Deutschlands Elektronik-Künstler Nummer Eins. Etwas wehmütig erinnert er sich an seinen ersten Bühnenauftritt zurück: „Ich würde einiges geben, um die Gänsehaut, die ich damals bekommen habe, noch einmal spüren zu dürfen.“
Der mittlerweile 45-Jährige komponiert, schreibt und produziert seine Stücke selbst. Dabei blickt er auf eine steile Karriere als Schiller zurück: Vier Nummer eins Alben, sieben Millionen verkaufte CDs und zahlreiche Gold- und Platin-Auszeichnungen geben nur einen kleinen Einblick in sein musikalisches Werk. Von Deylen ruht sich dennoch nicht auf vergangenen Erfolgen aus. Sein neues Album nennt er „Future“. In einer immer schnelllebigeren Welt und einer für viele Menschen ungewissen Zukunft animiert Schiller mit „Future“ seine Hörer dazu, trotzdem gelassen zu bleiben: „Ich möchte nicht mit erhobenem Zeigefinger sagen, dass man der Zukunft positiv entgegenblicken muss oder soll, aber man kann. Graue Wolken gab es schon immer. Und die Zukunft kann schon gleich, oder morgen beginnen.“
Ob von Deylens Job immer so entspannt ist? Für den Videoclip von „Future I & II“ fuhren er und sein Team in die US-amerikanische Mojave-Wüste und filmten bei 46 Grad heißen Temperaturen. Zum ersten Mal führte von Deylen selbst Regie. Das war nicht sein erstes Karriere-Wagnis. 2014 bewies Schiller zusammen mit einem kompletten Symphonie-Orchester auf dem Berliner Gendarmenmarkt, wie gut klassische und elektronische Musik miteinander harmonieren. Das Konzert wurde aufgezeichnet und als „Symphonia“ veröffentlicht. Es ist Schillers bis dato erfolgreichstes Live-Album.
Sharon loves it
„Future“ heißt nicht nur seine neue Platte, sondern auch der erste Track. Um das Album zu produzieren, ging der gebürtige Niedersachse nach Los Angeles. Als die Schauspielerin Sharon Stone Wind bekommt, dass Schiller in der Stadt ist, fragt sie an, ob von Deylen Interesse hätte, einen von ihr geschriebenen Text zu vertonen. „Das war so spannend, neu und anders, dass ich sofort Ja gesagt habe.“ Herausgekommen ist der Song „For you“. „Sharon loves it“, ließ Stone ausrichten.
Auch wenn Christopher von Deylen große Visionen hinter seine Werke setzt, behauptet er, die besten Songs entstünden dann, wenn er es sich nicht vorgenommen habe. Ebenso spontan packt er den Produktionsprozess von Songs an: „Jedes Album ist eine neue Reise, an dessen Anfang ich von allen Beteiligten am wenigsten weiß, was am Ende dabei herauskommen wird.“, sagt er.
Was man definitiv vorher weiß: Egal ob im Studio oder auf der Bühne – Schiller klingt immer anders. Seine Stücke werden auf jeder Tour leicht abgeändert, denn „sonst könnte man ja gleich Zuhause bleiben und die Musik vom Band hören.“ Auch die Klänge in „Future“ sind wärmer geworden. Das liegt an einer ungewöhnlichen Tonverarbeitung: Als das Album fertig war, überspielte von Deylen die Musik auf ein Tonbandgerät aus dem Jahr 1979. Dann jagte er es noch einmal durch das Mischpult und schickte das Ergebnis ins Presswerk. „Was dieser Vorgang mit dem Klang gemacht hat, weiß keiner genau. Alles klingt nun offener, angenehmer. Es hat genau dieses letzte Quäntchen an Transparenz gebracht, was ich vorher vermisst habe.“ Mit einem Augenzwinkern fügt von Deylen hinzu, dass die Zukunft also aus dem Jahr 1979 komme.
„Future“, Polydor Island. Am 12. Oktober kommt Schiller in die Olympiahalle