Schiller und die außerirdischen Klangwelten
Der Sound ist glasklar, die Show kühl-kalkuliert, und der Star des Abends bleibt im Hintergrund. Schiller-Konzerte folgen einem festen Muster. Doch bei seinem Auftritt im vollen Zenith hat sich der Frontmann Christopher von Deylen, Typ smarter Jung-Unternehmer, in der Zugabe eine Nikolaus-Überraschung einfallen lassen.
Während die ersten Töne von „Blind“ erklingen, bleibt die Bühne dunkel. Aber von Deylen ist nicht verschollen, im Gegenteil. Mitten in der Konzerthalle taucht er wie von Geisterhand wieder auf. An seiner Seite, die zauberhafte Anggun. Die Irritation perfekt macht der Sound-Mix: Die Zuschauer können zwar beobachten, wie von Deylen sein Keyboard bedient, der sphärische Beat und Angguns dunkle Stimme kommen aber von der gegenüberliegenden Seite.
Das Spielen mit „Klangwelten“ war dem Electro-Künstler schon immer ein Anliegen, genau wie ein ständig wechselndes visuelles Konzept für seine Tourneen. Wenig überraschend, dass sich über der fünfköpfigen Band bei der Vorstellung des Nummer-eins-Albums „Sonne“ ein Lichterkranz befindet. Fast lebendig wirkt das Ufo-artige-Technikmonster, wenn die Scheinwerfer kreiseln und blinken.
Das optische Kabinettstückchen lenkt etwas von der Musik ab, die gerade in der ersten Hälfte in tranceartiger Monotonie-Langeweile badet. Für Hitzewallungen sorgen auch nicht die Gastsängerinnen Kate Havnevik und Meredith Call, die zwar Haut zeigen, aber am Micro nicht das Feuer versprühen wie eine Kim Sanders. Zu Schiller-Sonnenanbetern verwandeln sich die Fans erst, als alte Hits wie „Glockenspiel“ mit doppeltem Schlagzeugeinsatz auffrisiert werden.
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