Romantisch zwischen zwei Kerzenleuchtern

Der Pianist Richard Clayderman, 1976 mit der „Ballade pour Adeline“ berühmt geworden, kehrt mit einem neuen Album zurück
von  Robert Braunmüller

Die Präsidentengattin Nancy Reagan nannte ihn „Prinz der Romantik“. Berühmt wurde er mit der „Ballade pour Adeline“. Mit diesem Klavierstück begann vor 37 Jahren das kitschverdächtige Genre der „populären Klassik“. Nach zehn Jahren Pause meldet sich Richard Clayderman, der mehr Platten verkauft als Bob Dylan, Coldplay, Adele, Jay-Z oder Lady Gaga, nun mit seinem neuen Album „Romantique“ zurück.

AZ: Herr Clayderman, treten Sie immer noch zwischen zwei Kerzenleuchtern auf?

RICHARD CLAYDERMAN: Es ist ein sehr starkes Bild, das offenbar zu meinem Image gehört. Bei Fernsehauftritten packt man mich auch heute noch immer zwischen zwei Leuchter. Und seitdem ich auf einem Bild einmal mit einem weißen Smoking zu sehen war, denken alle Leute, ich würde immer einen tragen.

Bei diesem Interview tragen Sie Sportliches. Sind Sie selbst Romantiker?

Absolut. So ist meine Persönlichkeit. Ich verbinde mit diesem Begriff Sanftmut und Eleganz. Aber es heißt nicht, dass ich auf einem Schloss mit lauter Kerzenleuchtern leben möchte.

Was macht Adeline, der Ihre Ballade gewidmet ist?

Ich bin nur der Interpret. Das Stück stammt von Paul de Senneville und Olivier Toussaint. Adeline ist Sennevilles Tochter. Sie ist mittlerweile 38 Jahre alt, verheiratet, glücklich und hat Kinder. Das Stück hat die Beliebtheit des Vornamens Adeline in Frankreich damals sehr gesteigert.

Wie kamen Sie zu der Musik?

De Senneville und Toussaint suchten damals nach einem Pianisten. Seitdem arbeiten wir zusammen. Toussaint ist bis heute mein Manager.

Was haben Sie seit der Ballade gemacht?

Ich habe das Stück über 8000-mal gespielt, 40 Alben herausgebracht und bin für meine Konzerte 70-mal um die Welt geflogen. Live haben mich über 6 Millionen Menschen gehört.

Trotzdem gibt es Leute, die dieses Stück als Drohung empfinden.

Die beste Antwort auf diese Kritik ist der Erfolg. Ich habe den Geschmack des Publikukums getroffen, die Leute mögen es. Das macht mich stolz.

Mit der Ballade begannn die „populäre Klassik“.

Ich passe in keine Schublade, meine Musik ist weder das eine noch das andere. Die Verbindung von Klavier und Orchester ist klassisch, meine Spielweise eher modern.

Was spielen Sie auf Ihrer neuen Platte?

Ich wollte Musical-Melodien aus „Les Misérables“ und der „West Side Story“ spielen, meine Plattenfirma wollte ein Thema aus Chatschaturjans Ballett „Spartacus“. Es sind lauter Stücke, die eigentlich nicht für Klavier komponiert wurden. Wie die Arie „Nessun dorma“ aus Puccinis „Turandot“ sind es vorwiegend Gesangsstücke. Sie auf das Klavier zu übertragen, ist nicht ganz einfach, weil dieses Instrument nicht singt. Die Ballade ist natürlich auch wieder auf der CD.

Wollten Sie klassischer Pianist werden?

Nie. Ich habe zwar eine klassische Ausbildung, aber mit 14 oder 15 wollte ich lieber Tanzmusik und in Bands spielen, vielleicht auch, weil ich gespürt habe, dass mein Talent nicht für eine Karriere als Pianist ausreicht.

Die CD „Romantique“ erscheint am 15. 2. bei Decca. Am 16. 2. gastiert Clayderman in „Willkommen bei Carmen Nebel“

 

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