Roger Waters wird 70 – Mit „The Wall“ gefeiert und kritisiert

Sänger, Bassist und Texter Roger Waters erlangte als Mitglied von Pink Floyd Ruhm. Zu seinem 70. Geburtstag muss er sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe wehren.
dpa |
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London – Seinen 70. Geburtstag am Freitag (6. September) will Roger Waters, Gründungsmitglied und Bassist der legendären britischen Rockgruppe Pink Floyd, in Düsseldorf verbringen: Dort soll erneut „The Wall“ aufgeführt werden, die Show, mit der er zurzeit in Europa unterwegs ist. Doch es gibt Protest: Die Jüdische Gemeinde rief wegen angeblicher antisemitischer Szenen zum Boykott auf und bezeichnete Rogers als „geistigen Brandstifter“.

Die Kritik entzündet sich vor allem daran, dass Waters in der Show ein aufblasbares Schwein fliegen lässt, auf dem unter anderem das Symbol des Judentums, der Davidstern, zu sehen ist. Die Show war am Mittwochabend ausgerechnet im Berliner Olympiastadion zu Gast. Der Bau war Schauplatz der von den Nationalsozialisten stark zu Propagandazwecken eingesetzten Olympiade von 1936.

Die Jüdische Gemeinde Berlin hatte die Aufführung von „The Wall“ als „antisemitische Propaganda“ verurteilt und zum Boykott aufgerufen. Bereits im August hatte sich Waters in einem offenen Brief gegen den Vorwurf gewehrt, er sei ein Antisemit. Seine „Wall“-Show sei gegen Krieg und Faschismus gerichtet.

Geboren wurde Waters 1943 in Great Bookham, im Südwesten von London. Zu seinen musikalischen Einflüssen zählen der amerikanische Blues und die Folkmusik. Auch die 1960er Jahre und Musiker wie John Lennon und Bob Dylan haben ihn beim Schreiben von Songs beeinflusst. 1965 gründete er mit Studentenfreunden die Rockband Pink Floyd, die mit einem unverwechselbaren und damals völlig neuartigen Stil bekannt wurde.

Ein Riesenerfolg der Band war „The Wall“. Das Konzeptalbum mit Klassikern vor allem aus der Feder von Waters wie „Another Brick in the Wall“, „Mother“ und „Hey You“ verkaufte sich Millionen Mal. 1980 spielten die Musiker das Album erstmals live und Pink Floyd wurde mit der düsteren und monumentalen Rockoper, die von dem Musiker Pink, von Krieg, Angst und Verlassenheit handelt, weltweit gefeiert.

Mitte der 1980er Jahre verließ Waters – Bassist, Sänger und kreativer Kopf von Pink Floyd -, die Band im Streit. Er veröffentlichte mehrere Alben als Solokünstler, darunter „Amused to Death“, die von Kritikern und Fans positiv aufgenommen wurden. Trotzdem reichten sie nicht an den kommerziellen Erfolg von Pink Floyd heran. Erfolgreich war Waters dafür mit „The Wall“. Da er die Rechte an dem Musikepos hat, ging er damit auf Tournee.

Waters, der in vierter Ehe mit der Schauspielerin und Filmemacherin Laurie Durning verheiratet und Vater von drei Kindern ist, zeigte die Komposition 1990 auf dem Potsdamer Platz in Berlin, um den Fall der Berliner Mauer zu feiern. 2010 folgte eine Welttournee.

Waters mischt sich auch heute noch politisch ein. In Berlin rief er diese Woche zum Erhalt der „East Side Gallery“ mit Originalteilen der Mauer im Osten Berlins auf und posierte dort für die Fotografen. Wiederholt machte er Schlagzeilen, weil er die Politik der israelischen Regierung kritisierte. Erst kürzlich rief er Musiker und Fans in einem öffentlichen Brief zu einem Israel-Boykott auf. Das Vorgehen Israels gegen Palästinenser verglich Waters mit der Apartheid.

„The Wall“ enthält Anteile von Waters Autobiografie. Im Zweiten Weltkrieg hatte er seinen Vater verloren, der Krieg und seine Kindheit ohne Vater sind denn auch Thema in vielen Songs. Seine Vergangenheit habe seine Musik inspiriert, sagte Waters dem „Telegraph“ einmal. Auch der fiktive Pink wird Halbwaise. Er baut eine Mauer um sich herum auf, um nichts mehr zu sehen, nichts mehr zu hören, nichts mehr zu fühlen.

Eine Wiedervereinigung von Pink Floyd schloss der Musiker in einem Interview mit der „Sun“ im Januar aus: „Ich habe Pink Floyd aus gutem Grund verlassen, und es war die richtige Entscheidung. Es war 1985 vorbei – und das ist es immer noch.“

 

 

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