Robbie Williams und Udo Lindenberg bei Radiopreis-Gala
Hamburg - "Ich bin gekommen, um die lieben Radioleute zu bitten, meine Platten zu spielen", sagte ausgerechnet der Popstar, dessen neues Album von den Fans sehnsüchtig erwartet wird. Für seine "Bitte" hatte sich der 38-Jährige den perfekten Ort ausgesucht - die Verleihung des Deutschen Radiopreises bei einer glanzvollen Gala in Hamburg.
Prominent besetzt hatten die Veranstalter die gelungene Show am Donnerstagabend im Hamburger Freihafen, in der die besten Radiomacher des Landes gekürt wurden. Doch der Star des Abends war Williams - auch wenn der Brite nicht gekommen war, um zu singen. Seine neuen Songs kündigte er dafür aber noch einmal an: In der nächsten Woche komme seine neue Single "Candy" heraus, das Album "Take The Crown" erscheine am 5. November. "Sie haben mich über eine Reihe von Scheiß-Platten unterstützt, und jetzt habe ich eine gute", kokettierte er.
Zum dritten Mal vergaben private und öffentlich-rechtliche Sender gemeinsam die Trophäen in zehn Kategorien. Die Gala im Freihafen mit Laudatoren wie Altbundespräsident Richard von Weizsäcker wurde bundesweit im Radio, Fernsehen und Internet übertragen. "Gemeinsam haben wir Radiomacher es geschafft, dass der Preis zu einem der bedeutendsten Medienereignisse in Deutschland geworden ist", erklärte Joachim Knuth, NDR-Programmdirektor Hörfunk und Vorsitzender des Radiopreis-Beirats, am Tag danach. Auch in den nächsten beiden Jahren soll der Radiopreis in der Hansestadt bleiben.
Die von Williams gleich zu Beginn der Show überreichte Trophäe für die beste Innovation ging an den Online-Radiosender detektor.fm. In den Königsdisziplinen Moderation triumphierten Sina Peschke (LandesWelle Thüringen) und Werner Reinke (hr1). In weiteren Kategorien siegten Deutschlandradio Kultur mit der besten Sendung, NDR2 mit der Morgensendung, radio ffn im Bereich Comedy, RPR1 mit dem Nachrichtenformat, Klassik Radio mit der besten Programmaktion und WDR2 mit dem besten Interview.
Übergeben wurden die Ehrungen für die Radiomacher unter anderem von Fernsehprominenz wie Johannes B. Kerner und Caren Miosga. Den Preis für die beste Reportage holte sich SWR2 für "Muamar al Gaddafi: Aufstieg und Fall eines Despoten" - überreicht vom 92-jährigen von Weizsäcker, der sich einen "Freund guter Reportagen" nannte. "Ich habe zum ersten Mal vor 87 Jahren heimlich Radio gehört", sagte er. "Und erst heute Abend habe ich gelernt, was Radio ist." 120 Sender hatten sich mit 252 Produktionen beworben. Die unabhängige Jury des Grimme-Instituts nominierte insgesamt 30 Sendungen und Protagonisten.
Als "coolsten Mann" machte Williams eine deutsche Rocklegende aus: Als der Popstar fragte, ob jemand im Saal Zigarre rauche und ob dies überhaupt erlaubt sei, rief Schöneberger: "I think, it's Udo!" Schon sah man Deutschrocker Lindenberg auf der Leinwand lächeln. "The coolest man in the room!", rief Williams. Jubel und Beifall ernteten da beide - der Superstar aus Großbritannien und die rauchende Rocklegende aus Deutschland. "Nur Helmut Schmidt und Udo dürfen das noch", erklärte Schöneberger.
Lindenberg sorgte dann auch für den krönenden Abschluss der zweistündigen Show, als er selbst einen Sonderpreis entgegennehmen durfte. Showmaster-Legende Frank Elstner überreichte dem 66-Jährigen die Trophäe und würdigte ihn als einen Künstler, der sich in all den Jahren immer treugeblieben sei. "Man darf nicht einfach sagen, er hat Geschichte gemacht. Nein, er hat wirklich Geschichte gemacht", sagte Elstner. "Das deutsche Radio verneigt sich vor dem Mann mit Hut."
Der Deutschrocker fühlte sich "sehr geehrt", bejubelte Lindenberg mit dem neuen Preis die "Saison der Preiselbeeren" und präsentierte zwei Songs. Zweiter Preisträger für sein Lebenswerk war Arno Müller von 104.6 RTL.
Williams, auf dessen Auftritt als Sänger so mancher Gast doch noch gehofft hatte, saß zunächst noch eine Weile im Saal, bevor er die Veranstaltung verließ. Schöneberger, unter anderem von Schauspielerin Nicolette Krebitz für ihre "fabelhafte" Moderation gelobt, kam aber auch so immer wieder auf den Popstar zurück. "Heute Abend da hat man echt einen Lauf als Mutter", sagte sie in Anspielung auf den werdenden Vater Williams: Der Sänger und seine Ehefrau Ayda erwarten noch im September ihr erstes Kind.