Raketentreibstoff

Zurück in die Zukunft: Neun Jahre nach ihrem letzten Album veröffentlichen die drei Texaner von ZZ Top ihr neues Werk „La Futura“ – produziert und verdichtet von Rick Rubin  
Christian Jooß |
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Zurück in die Zukunft: Neun Jahre nach ihrem letzten Album veröffentlichen die drei Texaner von ZZ Top ihr neues Werk „La Futura“ – produziert und verdichtet von Rick Rubin.

So um die 18 Milliarden Kilometer sind die Aufnahmen von Chuck Berry und Blind Willie Johnson jetzt entfernt. Treiben an Bord der Voyager-Sonden. Im Sternbild Schlangenträger ist Voyager 1 gerade unterwegs. Ist schon eine Weile her, dass der Rock an die Zukunft glaubte. Vor 13 Monaten bekam der brave Ingenieur Michael Edward Fossum die noch nicht ganz fertige Nummer „Flyin’ High“ vom neuen ZZ Top Album „La Futura“ zu hören. Fossum ist mit der Band befreundet und arbeitete gerade an Bord des Soyuz Raumschiffs.

Hier sendet die Bodenstation. Durch die Schwerelosigkeit knallt dieses texanische Riff. Im Refrain kommt Billy Gibbons direkt in Pop-Laune. Wer hoch fliegen will, braucht Raketentreibstoff im Tank. Neun Jahre nach ihrem letzten Album haben sich Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard von Rick Rubin produzieren lassen.

„I Gotsta Get Paid“ – in den ersten Song stolpert eine fuzzverzerrte E-Gitarre mit Schlamm an den Sohlen. Hier kommt die Gruppe, die verantwortlich dafür ist, dass weltweit dilettantische Bands glauben, Bluesrock wäre einfach. Wer „Consumption“ hört, erlebt einen unerreichbaren Gibbons, der mit einer honigzähen Gitarre so gegen Beatstoiker Beard arbeitet, dass die Spannung des Songs zur Stromversorgung der Verstärker reichen würde. ZZ Top entkernen Songs, bis nur noch tragende Wände stehen. Das ist immer wieder waghalsig elegant.

„Over You“ fließt als Abschiedsmelodie durch leere Straßen, und Gibbons reißt sich ein Solo so aus der Seele, dass die Töne ins Flageolett ausfransen. Ein Streichermoment im Hintergrund – verzeihlich. „It’s Too Easy Mañana“ flirrt als Fantasie in der Asphalthitze der Straße. Und nur ein Südstaatler kann sich vom Franzosenlikör „Chartreuse“ so elegant über den Blues hinwegtragen lassen.
Wer mag, kann die Benut-zeroberfläche seiner Zukunft ja online aktualisieren lassen. Für ZZ Top wird virtuelles Erleben zu Recht und immer Quatsch sein. Diese Band imitiert und destilliert mit jedem Baarthaar die Ahnung des Echten. Und das ist heute etwa so futuristisch wie die aktuellen Fotos von Steinen auf dem Mars.

ZZ Top: „La Futura“ (American Recordings/Universal)

 

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