Pompöse Staatsaktion in intimer Runde
Anfang Mai ist man mit dem „Rienzi” schon mal aus dem Schneider. Dann liegen „Führers Geburtstag” und sogar der Todestag in sicherer Entfernung. Richard Wagners pathosdurchwehte, pompös aufgemotzte „Große tragische Oper” um den römischen Volkstribun Cola di Rienzo stand ganz oben auf der Favoritenliste Adolf Hitlers. Und man erinnert sich noch an die unsäglich naive Platzierung des Stücks an der Berliner Staatsoper am 20. April 2012, also dem oben erwähnten Geburtstag.
Mit solchen Peinlichkeiten musste sich in München niemand herumschlagen, auch nicht mit einer kritischen Lesart – „Rienzi” gab’s konzertant. Und sieht man von der heuschnupfenbedingt heftigen Indisposition des Titelhelden Endrik Wottrich ab, war das Problem ein anderes: In der Philharmonie saßen kaum mehr Hörer, als Musiker auf der Bühne werkelten.
Das Philharmonische Orchester Brünn nahm’s (zu) gelassen, wurstelte sich entspannt durch die bombastische Affäre, was der Präzision nicht immer bekam. Dafür legte Dirigent Aleksandar Markovic Wurzeln frei (Bellinis Belcanto schien die Sänger leider wenig zu kratzen), unterstrich dann aber auch, wo’s bei Wagner bald hingehen sollte.
Das Gros der Solisten schien sich eher kurzfristig zum Blick in die Partitur entschlossen zu haben, mancher meinte, die Weiten des Raums mit Phonstärke (wie der Chor) bezwingen zu müssen: die leidenschaftliche Katerina Sokolova-Rauer (Irene) etwa, auch Bayreuth-Veteran Wottrich. Dagegen hielt sich Michelle Breedt (Adriano) nobel zurück, gestaltete klug, wenngleich selten textverständlich. Am Ende: dankbarer Jubel einer intimen Runde.