Olga Peretyatko - gleißend wie eine Supernova
Olga Peretyatkos Arienabend mit den Münchner Symphonikern im Herkulessaal.
München – Danke, dass Sie trotz der U-Bahn gekommen sind“, sagte die Russin mit Blick auf den wegen Rauch gesperrten Bahnhof Odeonsplatz. Und dann genügte ihr ein „Crudele!“ und die folgende Kunstpause, um volle Konzentration vom fast ausverkauften Herkulessaal für Mozarts Donna Anna zu erwirken.
Bei der in St. Petersburg geborenen Olga Peretyatko drängt sich der Vergleich mit Anna Netrebko auf. Die beiden Sängerinnen sehen sich ähnlich, tragen ähnliche Kleider und singen im gleichen Fach, von dem die Ältere allerdings zunehmend wegstrebt. Peretyatkos Sopran ist aber viel heller timbriert, die Höhe gleißend wie eine Supernova.
Nur ein Einwand ist möglich, allerdings auf höchstem Niveau: Die Technik der Sängerin ist so perfekt, dass die Rollenporträts unpersönlich wirken. Dass es sich bei den Arien aus Bellinis „I Puritani“ und Rimsky-Korsakows „Zarenbraut“ um Wahnsinnsszenen handelte, war der Deutung kaum anzumerken.
Am Ende gab es vier Zugaben und stehenden Beifall, trotz der rustikalen Begleitung durch die Münchner Symphoniker unter Ola Rudner. Denn die finalen 20 Minuten des offiziellen Teils fegten alle Einwände beiseite. Die Peretyatko reißt umso mehr vom Sessel, je näher die Musik funkelt: bei Gounods „O légère Hironedelle“ etwa, dem Kusswalzer oder dell’Acquas „Villanelle“. Da ist sie atemberaubend. Und, bei allem Respekt vor der Individualität jeder Künstlerin – eher eine Nachfolgerin der Gruberova als ein Netrebko-Klon.
Olga Peretyatkos CD „Arabesque“ bei Sony Classical