Obama hat den Beat
Hühner krächzen ihn, Breakdancer tanzen ihn und der US-Präsident spricht ihn nach: „Get Lucky”, der Sommerhit des Jahres – wenn es denn einen Sommer gegeben hätte.
Am 19. April erschien die Single aus Daft Punks neuem Album „Random Access Memories”. Sie wurde rasch zu einem Youtube-Phänomen, ein sicheres Indiz für einen Ohrwurm – siehe Gotyes „Somebody That I Used To Know”.
Fans der funky Fußwipp-Disco-Nummer lassen ihrer Kreativität in Form von Videos freien Lauf. Musikalisch reicht das „Get Lucky”-Cover-Spektrum vom Banjo-Gedudel, irischem Walzer über schlichte Piano-Variationen bis zur derben Techno-Verhunzung.
Wer doch lieber dem analogen Originalsound des Roboterhelm tragenden Franzosen-Electro-Duos Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter lauscht, der kann aus hunderten selbstproduzierten Videos wählen. Ein echter Schlager ist dabei der Barack-Obama-Remix des Studenten Fadi Saleh, der aus Reden und Interviewschnipseln ein textsicheres Präsidenten-Musikvideo produzierte.
Warum „Get Lucky” aber zu einem weltweiten Chart-Phänomen wurde, hat nicht nur mit dem exzellenten Geheimniskrämer-Marketing zu tun. Daft Punks Idee, den mit Pharrell Williams „innovativsten R’n’B-Produzenten des letzten Jahrhunderts” auf Nile Rodgers, dem laut Bangalter „genialsten Disco-Gitarristen der Welt” treffen zu lassen, hat sich ausgezahlt. Die live eingespielte Retro-Nummer, ein lange nicht mehr gehörter Mix aus Funk, Disco und Soul, ist gleichermaßen animierend und entspannend, frisch und doch auch zeitlos.
Bleibt nur die Frage, wann man auch live zu „Get Lucky” tanzen kann. Aber Daft Punk zieren sich mit einer Tour. Immerhin hat Rodgers bereits verkündet, dass er „Get Lucky” nur performt, wenn auch die Electro-Punker mit dabei sind. Und wer will schon den Wunsch einer 60-jährigen Disco-Legende, die bereits den Krebs überwunden hat, abschlagen.
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