Oasis werden zur "Staatsaffäre"

Zerstrittene Rockstars, die sich nach der Lebensmitte noch mal zu einer Reunion zusammenschließen, kämpfen prinzipiell gegen den Verdacht, es könnte vor allem ums Geld gehen. Oasis bilden da keine Ausnahme. Ab 86 Euro sollten die Tickets für ihre überraschende Revivaltour 2025 kosten. Das klang erst einmal wie ein Geschenk an die Fans, die den 17 Konzerten beiwohnen wollen. Und auch die Stehplätze von rund 150 Euro im Wembley Stadion oder beim Heimspiel in Manchester sind zwar kein Schnäppchen, aber inzwischen für Acts gewisser Größe völlig im Rahmen.
"Unglaublich enttäuschend"
Doch als Fans nach stundenlangem Warten in der digitalen Schlange dann die Stehplätze erwerben wollten, hatten sich die Preise mehr als verdoppelt. Das sogenannte "Dynamic Pricing" (steigende Preise bei hoher Nachfrage) stieß vielen Fans vor den Kopf, auch solchen, die inzwischen als Abgeordnete im britischen Parlament hocken. Lisa Nandy, Ministerin für Kultur, Medien und Sport im neuen Kabinett von Keir Starmer, sagte dem "Guardian", dass es unglaublich enttäuschend sei, auf diese Art und Weise normale Fans vom Besuch ihrer Lieblingsband auszuschließen. Wegen der dynamischen Preisgestaltung auf der Internetseite des Ticketanbieters schossen die Preise aber bis auf 350 Pfund (415 Euro). Die Kosten bei hoher Nachfrage anzupassen, ist laut britischem Recht erlaubt.
Vorher hatte bereits die Abgeordnete Lucy Powell beklagt, dass es nicht angehe, dass Menschen nach stundenlangem Warten auf einmal einen viel höheren Preis zahlen müssten. Sie selbst zahlte schließlich mehr als das Doppelte für ihre Karten, wie sie der BBC sagte.
Die Gallagher-Brüder warnen vor Mondpreisen
Der Fall Oasis könnte jetzt aber die Regierung auf den Plan bringen. Schon vor Monaten hatte Labour die Intransparenz des Marktes beklagt und den mangelnden Konsumentenschutz. Nun kündigte Lisa Nandy an, das Gebahren der Ticket-Plattformen genauer zu untersuchen. Oasis selber hatten schon gewarnt, dass Fans auf gar keinen Fall Tickets zu Mondpreisen weit jenseits der tausend Pfund auf den Resale-Plattformen erwerben sollten, weil die Tickets wohl als ungültig deklariert würden. Aber das Dynamic Pricing bei Ticketmaster hat die Gallagher-Brüder und ihre Manager offenbar nicht gestört.
Oasis richten kulturellen Schaden an
Einen kulturellen Schaden haben sie ohnehin schon angerichtet. Ihre drei Konzerte in Edinburgh fallen in die Zeit des Fringe Festivals 2025, das Festival für Comedy und Off-Theater, das jeden August die ganze Stadt zur Bühne macht. Wegen Oasis sind nun die Hotelkosten zu den Konzertterminen in Höhen jenseits der tausend Pfund pro Nacht geschossen, was sich weder Künstler noch Fans der Kleinkunst leisten können.
Die ersten zwei Wochen des Festivals seien wegen Oasis nun "totally fucked", schrieb Comedian Stewart Lee im "Guardian".